Empfehlung des Expertenrats der Bundesregierung

Dringende und zeitnahe Kontaktbeschränkungen sind notwendig

pr
Gesellschaft
Der neue Expertenrat der Bundesregierung plädiert dringend für zusätzliche Kontaktbeschränkungen bereits für die kommenden Tage. Die zu erwartende Omikron-Welle des Coronavirus habe eine neue Dimension ins Pandemie-Geschehen gebracht. Die Politik müsse entschlossen handeln.

Handlungsbedarf bestehe bereits für die kommenden Tage, heißt es in einer Stellungnahme des neu eingesetzten 19-köpfigen Gremiums der Ampelkoalition. Wirksame, bundesweit abgestimmte Gegenmaßnahmen zur Kontrolle des Infektionsgeschehens müssten jetzt vorbereitet werden, insbesondere "gut geplante und gut kommunizierte Kontaktbeschränkungen". Gleichzeitig müssten die aktuell geltenden Maßnahmen noch stringenter fortgeführt und die Impfkampagne erheblich intensiviert werden.

Es gelte, die Booster-Impfungen sowie die Erst- und Zweitimpfungen über die kommenden Feiertage "mit allen verfügbaren Mitteln" fortzusetzen und weiter zu beschleunigen, betonen die Experten. Insbesondere für Ältere und andere Personen mit einem Risiko für einen schweren COVID-19 Verlauf sei höchste Dringlichkeit geboten.

Boostern alleine reicht nicht

Denn die Booster-Impfungen allein können laut Expertenrat keine ausreichende Eindämmung der Omikron-Welle bewirken, zusätzlich seien Kontaktbeschränkungen notwendig. Neben den erforderlichen politischen Entscheidungen müsse die Bevölkerung intensiv zur aktiven Infektionskontrolle aufgefordert werden. Dazu gehöre die Vermeidung größerer Zusammenkünfte, das konsequente Tragen von (bevorzugt) FFP2-Masken, insbesondere in Innenbereichen, sowie der verstärkte Einsatz von Schnelltests bei Zusammenkünften vor und während der Festtage. Besonders vulnerable Gruppen bedürften verstärkter Schutzmaßnahmen durch eine hochfrequente Testung und FFP2-Masken, sagen die Wissenschaftler.

In ihrem Papier zeigen die Experten die Konsequenzen der zu erwartenden Omikron-Welle auf: Omikron zeichne sich durch eine stark gesteigerte Übertragbarkeit und das Unterlaufen eines bestehenden Immunschutzes aus. Mehr Menschen würden in kürzester Zeit infiziert, auch Genesene und Geimpfte würden stärker ins Infektionsgeschehen einbezogen. Dies könne zu einer explosionsartigen Verbreitung führen. In Deutschland sei aufgrund der vergleichsweise großen Impflücke, die insbesondere bei Erwachsenen bestehe, mit einer sehr hohen Krankheitslast durch Omikron zu rechnen.

Die Experten erwarten eine Hohe Krankheitslast 

Der Expertenrat verweist etwa auf Dänemark, Norwegen, die Niederlande und Großbritannien. Dort werde bereits eine nie zuvor dagewesene Verbreitungsgeschwindigkeit mit Omikron-Verdopplungszeiten von etwa zwei bis drei Tagen beobachtet. Mehrere betroffene Nachbarstaaten hätten angesichts dieser Dynamik umgehend teils tiefgreifende Gegenmaßnahmen zur Eindämmung eines potenziell unkontrollierbaren Infektionsgeschehens ergriffen. Auch wenn in dieser frühen Phase der Omikron-Welle die Krankheitsschwere nicht abschließend beurteilt werden könne, steige die Hospitalisierung in Hotspots wie London bereits deutlich an. Es sei bisher nicht davon auszugehen, dass im Vergleich zur Delta-Variante Menschen ohne Immunschutz einen milderen Krankheitsverlauf aufweisen werden, erklären die Experten.

Mit Blick auf Deutschland sei durch die derzeitig gültigen Maßnahmen die Verdoppelungszeit von Omikron im Vergleich zu England zwar etwas langsamer, aber deutlich schneller als bei allen bisherigen Varianten. Sollte sich die Ausbreitung der Omikron-Variante in Deutschland so fortsetzen, wäre ein relevanter Teil der Bevölkerung zeitgleich erkrankt und/oder in Quarantäne. Dann käme es zu einer extremen Belastung des Gesundheitssystems und der gesamten kritischen Infrastruktur, analysieren die Wissenschaftler.

die Kritische Infrastruktur muss abgesichert werden

Dringend warnen die Experten auch vor hohen Risiken für die Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur - wie Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Telekommunikation sowie Strom- und Wasserversorgung. Es müssten in den kommenden Tagen Vorkehrungen für die ersten Monate des Jahres 2022 getroffen werden, und zwar auf politischer und organisatorischer Ebene des Bundes, der Länder sowie der Städte und Gemeinden.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sagte gestern in den ARD-Tagesthemen: "Wir werden eine fünfte Welle bekommen. Wir haben eine kritische Zahl von Omikron-Infizierten überschritten - somit lässt sich diese Welle nicht mehr komplett aufhalten." Einen Lockdown über Weihnachten schließe er allerdings aus.

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