Modellrechnung zur Nationalen Impfstrategie

Droht nun der Impfstau?

pr/pm
Ab Mai entsteht eine Impflücke von wöchentlich mindestens drei Millionen unverimpften Dosen, die im August insgesamt auf 90 Millionen steigen könnte, sollten die Arztpraxen nicht flächeneckend mitimpfen. Zu dem Ergebnis kommt eine Modellrechnung zur Nationalen Impfstrategie.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) haben zur Nationalen Impfstrategie der Bundesregierung eine Modellierung vorgelegt.

Das Ergebnis der wissenschaftlichen Projektion des zukünftigen Impfgeschehens ist für KBV und Zi eindeutig: Schon im März könnte die Kapazität der Impfzentren nicht mehr ausreichen, um alle verfügbaren Dosen zu verimpfen. Nach bisherigem Stand seien bereits ab Ende März mindestens 40.000 Arztpraxen zusätzlich für die Impfungen nötig.

90 Millionen unverimpften Dosen im August?

Werden die Arztpraxen nicht flächeneckend einbezogen, würde ab Mai eine Impflücke von wöchentlich mindestens drei Millionen unverimpften Dosen entstehen, bis Juli könnte sie sogar auf etwa 7,5 Millionen pro Woche anwachsen, rechnen KBV und Zi vor. Der Grund ist insbesondere die dann zusätzliche Verfügbarkeit des AstraZeneca-Impfstoffs. Ab August könnte die Summe der unverimpften Dosen auf 90 Millionen gestiegen sein.

KBV und Zi verweisen auf Angaben der Bundesregierung: Danach kann bis zum 21. September 2021 von einer wöchentlichen Impfstoffverfügbarkeit von bis zu 9,7 Millionen Dosen ausgegangen werden. Die Kapazität der bundesweit derzeit rund 400 Impfzentren wird aktuell auf 1,4 Millionen Impfungen pro Woche (200.000 täglich) geschätzt. Selbst wenn diese um 50 Prozent auf 2,1 Millionen Impfungen (300.000 täglich) gesteigert werden könnte, würde die Durchimpfung der Bevölkerung etwa 450 Tage in Anspruch nehmen und wäre somit nicht bis Ende September 2021 zu schaffen.

Bis zu 75.000 der bundesweit insgesamt 102.000 Arztpraxen könnten sich nach Einschätzung der KBV an der Impfkampagne beteiligen. Rechnerisch ergibt sich laut Modell von KBV und Zi auf Basis der erwarteten Impfstoffmengen die Möglichkeit einer vollständigen Durchimpfung der erwachsenen Bevölkerung bis Ende August - sofern die Vertragsärzteschaft rechtzeitig in die Kampagne einbezogen werde.

Fünf Millionen Impfungen pro Woche sind in den Praxen möglich

Geht man für die Modellierung zunächst von rund 50.000 vertragsärztlichen Praxen aus, die im Schnitt mindestens 20 Impfungen pro Tag durchführen, ergibt sich daraus ein Kapazitätspotenzial von mehr als einer Million Impfungen pro Tag, beziehungsweise fünf Millionen Impfungen pro Woche in den Praxen.

Die Vertragsärzte seien darauf eingestellt, schnell und in großer Zahl zu impfen, teilte die KBV mit.

Sie hätten 2019 rund 11 Millionen Influenza-Impfungen, davon fast 9 Millionen im vierten Quartal. Das von der Politik vorgegebene Zeitziel, ein Impfangebot für alle bis Ende des Sommers zu schaffen, bleibe jedoch eine Herausforderung.

Szenarien und Modellierungskonzepte

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