Medizin

E-Zigarette wegen Passivdampfen auf dem Prüfstand

sp/pm
Nachrichten
E-Zigaretten setzen Emissionen frei. Damit sei ein gewisses "Passivrauchen" gegeben, meinen Wissenschaftler des Frauenhofer WKI in Braunschweig.

Elektronische Zigaretten sind derzeit in. Besonders bei Rauchern, die eigentlich die Finger nicht vom Glimmstängel lassen können, ihrer Gesundheit aber nicht schaden wollen. Rund zwei Millionen Deutsche sollen Schätzungen zufolge an der E-Zigarette "hängen".

Fundierte Fakten fehlen

Mediziner warnen  vor dem Konsum, unterstützt von Meinungen aus der Politik.  Inwieweit  an den vermuteten Schädigungen etwas dran ist, kann aufgrund von mangelnden Langzeituntersuchungen bisher nicht gesagt werden. Aktuell vorliegende Untersuchungen sind außerdem zum Teil widersprüchlich. Fundierte Fakten fehlen und so streiten sich Befürworter und Gegner weiterhin.

Mit einer neuen, unabhängigen Studie wollen Forscher des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung WKI in Braunschweig zu einer Versachlichung dieser emotional geführten Diskussionen beitragen. Ziel der Wissenschaftler war, herauszufinden, ob E-Zigaretten die Raumluft belasten und somit auch Dritte beeinträchtigen können.

Einfaches Verdampferprinzip

Die  E-Zigarette besteht aus einem Akku, einem Verdampfer, einer Heizspirale sowie einem Depot mit den Betriebsflüssigkeiten, auch Liquids genannt. Letztere werden im Verdampfer erhitzt und bei 65 bis 120 Grad Celsius dann verdampft. Diesen Mechanismus aktiviert der Konsument - je nach Design des Geräts - per Tastendruck oder durch Ansaugen am Mundstück.

Diese  Liquids kann man mit oder ohne Nikotin kaufen, aber immer enthalten sie sogenannte Aromenträger und Aromen wie Amaretto, Mandel, Vanille oder Apfel. Als Trägersubstanz dient meist Propylenglykol. Dieses Nebelfluid sorgt auch für den sichtbaren Dampf beim Ausatmen.

Im Gegensatz zur herkömmlichen Zigarette, die den Tabak verbrennt und permanent qualmt, setzt die elektronische Zigarette die Substanzen nur dann frei, wenn sie eingeschaltet wird. Doch nicht nur darin unterscheiden sich die beiden Genussmittel, wie die Forscher herausfanden.

Aerosol geht in die Luft

"Die verdampften Substanzen erzeugen in der E-Zigarette ein Aerosol aus ultrafeinen Partikeln, die beim Inhalieren in der Lunge weiter schrumpfen. Die Nanotröpfchen lösen sich dann mit der Zeit auf. Anders beim  Verbrennungsprozess, hier   werden feste Partikel freigesetzt, die sich in der Raumluft lange halten können", sagt Dr. Tobias Schripp, Wissenschaftler am WKI und Mitautor der Studie.

Formaldehyd wird nicht freigesetzt

Im Rahmen verschiedener Emissionsprüfkammermessungen analysierten die Experten  nun die Freisetzung von flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs, kurz für Volatile Organic Compounds), von ultrafeinen Partikeln und von Formaldehyd. Dabei untersuchten sie unter anderem die Menge, Konzentration und Verteilung der Partikel. Hierfür führten sie in einer acht Kubikmeter großen Prüfkammer Probandentests durch, wobei konventionelle und E-Zigaretten mit unterschiedlichen Liquids miteinander verglichen wurden.

Um zu ermitteln, wie sich die Partikelverteilung über mehrere Minuten entwickelt und welche Mengen an Propylenglykol über einen längeren Zeitraum freigesetzt werden, wurde das Aerosol beziehungsweise der Dampf direkt in eine Zehn-Liter-Glaskammer gepumpt. Dieser Test erfolgte mit unterschiedlichen E-Zigaretten, die jedoch alle dasselbe Liquid enthielten.

E-Zigarette nicht emissionsfrei

"Generell waren die Emissionen an VOCs und ultrafeinen Partikeln beim Konsum von E-Zigaretten geringer als bei der klassischen Zigarette", sagt Schripp. Der Forscher und sein Team bei E-Zigaretten konnten auch keine Freisetzung von Formaldehyd nachweisen.

Die herkömmliche Zigarette überschritt den Richtwert von 0,1 ppm (parts per million) für die Innenraumluft. Das Nebelfluid Propylenglykol entwich aus beiden geprüften Varianten in die Raumluft, da es häufig auch als  Zusatzstoff für Tabak verwendet wird. Pneumologen  befürchten nun, dass dieses Vernebelungsmittel beim Einatmen in großer Menge die Atemwege reizen oder sie sogar sensibilisieren  kann. 

Passivdampfen möglich

"Man kann daher davon ausgehen, dass Umstehende dem freigesetzten Dampf ausgesetzt sind und somit Passivdampfen möglich ist", fasst Schripp die Ergebnisse der Messungen zusammen. Er  monierte auch die häufig ungenaue und unzureichende Deklaration der Liquids.

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