Erste deutschlandweite Analyse

Ein Fünftel der stationär behandelten Covid-19-Patienten ist tot

ck/pm
Gesellschaft
Etwa ein Fünftel der Covid-19-Patienten, die von Ende Februar bis Mitte April 2020 in deutschen Krankenhäusern aufgenommen wurden, ist gestorben. Über die Hälfte der beatmeten Patienten hat nicht überlebt.

17 Prozent der Patienten wurden beatmet - bei ihnen lag die Sterblichkeit bei 53 Prozent. Bei Patienten ohne Beatmung starben nur 16 Prozent. Zu dem Ergebnis kommt eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und der Technischen Universität Berlin.

Ausgewertet wurden die Daten von rund 10.000 AOK-Patienten

Ausgewertet wurden die Daten von 10.021 Patienten mit bestätigter Covid-19-Diagnose, die vom 26. Februar bis zum 19. April 2020 in insgesamt 920 deutschen Krankenhäusern aufgenommen wurden. Sie waren im Durchschnitt 68 Jahre alt. Die Studie liefert erstmals bundesweite und bevölkerungsrepräsentative Ergebnisse zur Behandlung der Covid-19-Patienten in Deutschland auf Basis der AOK-Abrechnungsdaten, die knapp ein Drittel der deutschen Bevölkerung ausmachen.

Es starben mehr Männer als Frauen

Insgesamt starb etwa ein Fünftel (22 Prozent) der stationär behandelten Covid-19-Patienten. Dabei lag die Sterblichkeit der Männer mit 25 Prozent um 6 Prozentpunkte höher als die der Frauen (19 Prozent). Unabhängig vom Geschlecht war die Mortalität bei den älteren Patienten sehr hoch: 27 Prozent der 70- bis 79-Jährigen und 38 Prozent der über 80-Jährigen starben.

"Die hohen Sterblichkeitsraten machen deutlich, dass in den Kliniken relativ viele Patienten mit einem sehr schweren Krankheitsverlauf behandelt wurden. Diese schweren Verläufe betreffen eher ältere und gesundheitlich bereits beeinträchtigte Menschen, kommen aber auch bei jüngeren Patienten vor", sagt Jürgen Klauber, Geschäftsführer des WIdO.

Fast 30 Prozent der beatmeten jungen Patienten starben

Der Anteil der beatmeten Patienten unterschied sich zwischen den Altersgruppen: Bei den 60- bis 69-Jährigen sowie bei den 70- bis 79-Jährigen lag er bei 24 beziehungsweise 25 Prozent, in der Gruppe der 18- bis 59-Jährigen jedoch nur bei 15 Prozent und bei den Patienten ab 80 Jahren bei 12 Prozent.

Nach Alter starben von den beatmeten Patienten 72 Prozent der über 80-Jährigen, 63 Prozent der 70- bis 79-Jährigen, 46 Prozent der 60- bis 69-Jährigen und 28 Prozent der 18- bis 59-Jährigen.

Männer wurden fast doppelt so oft beatmet wie Frauen

Der Anteil der beatmeten Männer lag bei 22 Prozent und war damit fast doppelt so hoch wie bei den Frauen (12 Prozent), die Sterblichkeit lag hingegen auf einem vergleichbaren Niveau. Warum, lässt sich anhand der Daten nicht erklären.

Der Anteil der Patienten mit Begleiterkrankungen liegt bei den Patienten mit Beatmung deutlich höher als bei den Patienten ohne Beatmung. So hatten beispielsweise 24 Prozent der Patienten ohne Beatmung Herzrhythmusstörungen; bei den Patienten mit Beatmung waren es 43 Prozent. Eine Diabetes-Erkrankung lag bei 26 Prozent der Patienten ohne Beatmung und bei 39 Prozent der Patienten mit Beatmung vor.

Im Durchschnitt 14 Tage Krankenhausaufenthalt

Die durchschnittliche Dauer des Krankenhausaufenthalts betrug 14 Tage. Bei den nicht beatmeten Patienten war sie mit zwölf Tagen deutlich kürzer als bei den Beatmungspatienten mit 25 Tagen. Die Dauer der künstlichen Beatmung lag im Durchschnitt bei 14 Tagen, im Median bei zehn Tagen. 23 Prozent der betroffenen Patienten mussten sogar länger als 21 Tage beatmet bleiben.

Christian Karagiannidis et al., Case characteristics, resource use, and outcomes of 10 021 patients with COVID-19 admitted to 920 German hospitals: an observational study, "The Lancet Respiratory Medicine, Published: July 28, 2020, DOI:https://doi.org/10.1016/S2213-2600(20)30316-7

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