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Herbert-Lewin-Preis 2025

Ein Stück lebendige Erinnerungskultur für jüdisches Leben in Deutschland

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Gesellschaft
Der Herbert-Lewin-Preis ehrt Forscherinnen und Forscher, die die Rolle der Ärzteschaft in der Zeit des Nationalsozialismus aufarbeiten. Jetzt wurde die Auszeichnung zum zehnten Mal in Berlin vergeben.

„Mit dem Herbert-Lewin-Preis möchten wir die Aufarbeitung der Rolle der Ärzteschaft im Nationalsozialismus fördern und gleichzeitig die Erinnerung an engagierte Ärztinnen und Ärzte sowie Zahnärztinnen und Zahnärzte aufrechterhalten, die in der NS-Zeit verfolgt und ermordet wurden“, sagte Dr. Romy Ermler, Präsidentin der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), in ihrer Eröffnungsrede.

Sie sprach im Namen aller am Herbert-Lewin-Preis beteiligten Organisationen, zu denen neben der BZÄK auch die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV), das Bundesgesundheitsministerium (BMG), die Bundesärztekammer (BÄK) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) gehören.

Der Herbert-Lewin-Preis stehe für die Pflege einer lebendigen Erinnerungskultur für jüdisches Leben in der Bundesrepublik, betonte Ermler. Außerdem gehe es um die bewusste Übernahme von Verantwortung für „die unermessliche Schuld“, die Deutschland während der NS-Zeit auf sich geladen habe.

Die Grundsätze des Heilberufs wurden verraten

„Auch in der Medizin und Zahnmedizin wurden Menschenrechte verletzt und die Grundsätze unseres Heilberufs verraten. Das dürfen wir als Angehörige des medizinischen Berufsstandes niemals vergessen“, mahnte Ermler und appellierte im Anschluss an ihre Kolleginnen und Kollegen: „Wir müssen uns immer wieder aufs Neue kritisch mit unserer Geschichte auseinandersetzen, um daraus zu lernen und wachsam zu bleiben gegenüber jeglicher Form von Ausgrenzung, Diskriminierung und Antisemitismus.“

Ein Blick auf berührende Einzelschicksale

Den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis nahm bei der feierlichen Verleihung in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft Dr. Dr. Lea Münch für ihre Arbeit „Innenansichten der Psychiatrie im Elsass zur Zeit des Nationalsozialismus – Lebensgeschichten zwischen Strasbourg und Hadamar“ entgegen. Die Studie beleuchtet individuelle Schicksale von Patientinnen und Patienten.

Mit ihrer akribisch recherchierten Arbeit habe Münch Neuland betreten und in anrührender und zugleich spannender Weise den damaligen Alltag in der Psychiatrie beleuchtet, begründete die Jury ihre Entscheidung. Besonders beeindruckend sei die tiefgehende und plastische Skizzierung der Insassinen und Insassen, die unter anderem durch Elektroschockbehandlungen großes Leid erfahren hatten.

Den zweiten, mit 5.000 Euro dotierten Preis erhielt Dr. Dana Derichs für ihre Arbeit „Die Medizinstudentinnen der Universität Erlangen in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus“. Die Jury zeigte sich beeindruckt, wie detailreich Derichs die Lebenswege und Karrieren – und insbesondere die politischen Anfeindungen – nachgezeichnet habe, denen jüdische Medizinstudentinnen im betrachteten Zeitraum ausgesetzt waren. Alle Einzelschicksale seien plastisch rekonstruiert und hervorragend in den historischen Kontext eingebettet worden, lobte die Jury.

Herbert Lewin wurde am 1. April 1899 in Schwarzenau geboren. Nach seinem Medizinstudium arbeitete er in der jüdischen Poliklinik in Berlin und war ab 1937 Chefarzt im Krankenhaus des israelitischen Asyls für Kranke und Altersschwache in Köln. Vier Jahre später erfolgte die Deportation. In verschiedenen Konzentrationslagern engagierte sich Lewin als Häftlingsarzt. Nach seiner Befreiung nahm er seine ärztliche Tätigkeit wieder auf, habilitierte und erhielt eine Professur an der Universität Frankfurt. Von 1950 bis 1967 leitete er die Frauenklinik des Klinikums Offenbach und war von 1963 bis 1969 Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Lewin starb am 21. November 1982 in Wiesbaden.

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