„Eine Bedrohung für die Welt“
Den ab heute geltenden Wegfall fast aller Pandemiebeschränkungen in Großbritannien haben Experten und Wissenschaftler als „unethisches Experiment“ und „Bedrohung für die Welt“ bezeichnet. Die von Boris Johnson initiierte Öffnungsstrategie zum „Freedom Day“ biete einen fruchtbaren Boden für die Entstehung impfstoffresistenter Varianten von COVID-19, sagten renommierte Ärzte und Wissenschaftler auf einem Notfallgipfel laut einem Bericht der britischen Tageszeitung „The Guardian“ (16.7.2021). Großbritannien sei ein weltweiter Verkehrsknotenpunkt, deshalb könne sich jede neue Varianten schnell weltweit ausbreiten.
Auf dem Notfallgipfel unterstützen rund 1.200 Wissenschaftler mit einer Erklärung einen zuvor veröffentlichten Brief von Kollegen im Fachjournal The Lancet (7.7.2021). Masseninfektion sei keine Wahl, heißt es in der Erklärung, es müsse mehr getan werden, um junge Menschen zu schützen. Um Hunderttausende von Neuinfektionen zu vermeiden, seien angemessene Maßnahmen erforderlich, bis viele weitere Menschen geimpft seien. Der Zusammenhang zwischen Infektion und Tod möge zwar geschwächt sein, er sei aber noch nicht gebrochen. Eine Infektion könne sowohl bei akuten wie auch bei langfristigen Erkrankungen immer noch zu einer erheblichen Mortalität führen, so das Papier.
Kritik kommt vor allem aus Neuseeland, Israel und Italien
Zu den heftigsten Kritikern auf der Veranstaltung gehörten dem Bericht des „Guardian“ zufolge Regierungsberater aus Neuseeland, Israel und Italien. Auf dem Gipfel wurden auch Befürchtungen laut, dass der Ansatz der britischen Regierung von anderen Ländern und Behörden aus politischen Gründen nachgeahmt werden könnte.
Unterdessen wurde bekannt, dass der britische Gesundheitsminister Sajid Javid – obwohl zweimal geimpft - positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde. Als Kontaktpersonen hatte der britische Gesundheitsdienst NHS den Finanzminister Rishi Sunak – und Premierminister Bors Johnson erkannt. Zunächst hieß es, beide würden an einem täglichen Testprogamm teilnehmen und könnten weiter zur Arbeit gehen. Das führte zu einem Aufschrei in der Öffentlichkeit. Schnell kam dann die Kehrtwende – beide sind nun in Quarantäne.