"Eine Herdenimmunität ist nicht zu erreichen"
Auch wenn alle sich impfen lassen würden, werde es keinen 100-prozentigen Schutz vor der Verbreitung des Virus geben, erklärte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen gestern auf einer Online-Pressekonferenz.
Kein Grund mehr für eingeschränkte Grundrechte
Deshalb entfalle die Begründung für Maßnahmen des Pandemiemanagements, wenn alle Impfwilligen ein Angebot erhalten haben. Dann gebe keinen Grund mehr für eingeschränkte Grundrechte. Dennoch, so ergänzte Gassen, sollten die bisher kostenlosen Bürgertests dann nicht mehr gratis sein – Ungeimpfte trügen dann ihr ganz individuelles Risiko selbst.
Herdenimmunität geht nicht wirklich auf
Eine Herdenimmunität von 85 Prozent, wie sie die Politik in die Diskussion gebracht hatte, werde es aus Gassens Sicht nicht geben, mehr als 70 Prozent seien schon gut: „Wir müssen akzeptieren: Herdenimmunität geht nicht wirklich auf.“
Herdenschutz wiege Ungeimpfte in trügerischer Sicherheit
Die geschätzte Wirksamkeit der Impfung gegen die die derzeit vorherrschenden Delta-Variante mache rund 64 Prozent aus, das heißt, selbst bei einer Impfquote von 100 Prozent gebe es keinen vollständigen Schutz vor der Weitergabe des Virus. Impfung schütze vor schweren Verläufen und Tod. Der sogenannte Herdenschutz wiege Ungeimpfte deshalb in einer trügerischen Sicherheit.
Eine Ausrottung des Virus ist nicht zu erwarten
Umso wichtiger ist es nach Auffassung der KBV, Unentschlossene für eine Impfbereitschaft zu gewinnen. Eine Ausrottung des Virus sei nicht zu erwarten und es drohe auch keine Überlastung des Gesundheitswesens.
Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender KBV-Vorstandsvorsitzender, wies darauf hin, dass mangelnde Gelegenheit oder Erreichbarkeit eines Impfangebots kaum noch ein Grund seien, sich nicht impfen zu lassen. Die „kreativen Ideen“ der Politik, um die Impfung zu den Menschen zu bringen, sah er eher skeptisch. Denn eine Impfung auf dem Supermarktparkplatz werde kaum diejenigen überzeugen, die grundsätzliche Bedenken hätten. Vielmehr bedürfe es der Beratung und Aufklärung, sagte Hofmeister. Hier seien Ärzte in der Praxis gefordert. Allerdings sei zu beachten, dass Ärzte auch entsprechend dafür vergütet werden müssten.
KBV ist gegen eine Impfpflicht
Eine Impfpflicht soll es nach Auffassung der KBV nicht geben. Gassen: „Es muss eine freie Entscheidung eines jeden Bürgers sein, welche Schutzmaßnahmen er nutzen will.“ Außerdem sprach sich die KBV dafür aus, die Voraussetzungen für den Übergang zur Regelimpfung einzuleiten. Dazu gehöre die die Förderung der ärztlichen Impfberatung für Bürger, die Definition der Gruppen, die Auffrischungsimpfungen brauchen, die Gewährleistung zuverlässiger Liefermengen und die Lieferbarkeit von Fertigspritzen mit Einzeldosen.