US-Studie

Epstein-Barr-Virus wahrscheinlich Hauptursache für MS

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Gesellschaft
Das aus der Herpes-Familie stammende Epstein-Barr-Virus (EBV) ist wahrscheinlich der Hauptauslöser von Multiple Sklerose. Die lange bestehende Vermutung bestätigte jetzt eine US-Studie an 10 Millionen US-Soldaten.

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche, demyelinisierende Erkrankung des zentralen Nervensystems unbekannter Ätiologie. Forschende der Harvard T.H. Chan School of Public Health haben nun den Zusammenhang zwischen MS und dem Epstein-Barr-Virus (EBV) belegt.

95 Prozent der Erwachsenen haben EBV

Der Nachweis einer Kausalität zwischen dem Virus und der Krankheit war bisher schwierig, da EBV etwa 95 Prozent der Erwachsenen infiziert, MS eine relativ seltene Krankheit ist und die ersten MS-Symptome etwa 10 Jahre nach der EBV-Infektion auftreten.

Um den Zusammenhang zwischen EBV und MS zu ermitteln, führten die Forscher eine Studie unter mehr als 10 Millionen jungen Soldaten des US-Militärs durch. Dabei identifizierten sie 955, bei denen während ihrer Dienstzeit MS diagnostiziert wurde.

"Die Impfung gegen das EBV gewinnt an Relevanz!"

Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie

Das Team analysierte Serumproben, die alle zwei Jahre vom Militär entnommen wurden, und ermittelte den EBV-Status der Soldaten zum Zeitpunkt der ersten Probe sowie den Zusammenhang zwischen EBV-Infektion und dem Auftreten von MS während der Zeit des aktiven Dienstes.

das MS-Risiko stieg nach einer Infektion mit EBV um das 32-Fache

In dieser Kohorte stieg das MS-Risiko nach einer Infektion mit EBV um das 32-Fache, war aber nach einer Infektion mit anderen Viren, einschließlich des ähnlich übertragenen Cytomegalovirus, unverändert. "Diese Ergebnisse können durch keinen bekannten Risikofaktor für MS erklärt werden und deuten auf EBV als Hauptursache für MS hin", schreiben die Autoren.

EBV ist Jahren als Auslöser im Verdacht

"Die Hypothese, dass EBV MS verursacht, wird von unserer Gruppe und anderen seit mehreren Jahren untersucht, aber dies ist die erste Studie, die einen zwingenden Beweis für die Kausalität liefert", sagte Alberto Ascherio, Professor für Epidemiologie und Ernährung an der Harvard Chan School und Hauptautor der Studie.

"Dies ist ein großer Schritt, denn es deutet darauf hin, dass die meisten MS-Fälle durch eine Unterbrechung der EBV-Infektion verhindert werden könnten und dass eine gezielte Bekämpfung von EBV zur Entdeckung eines Heilmittels für MS führen könnte".

Hintergrund: Multiple Sklerose

Laut Ascherio könnte die Verzögerung zwischen der EBV-Infektion und dem Ausbruch der MS zum Teil darauf zurückzuführen sein, dass die Symptome der Krankheit in den frühesten Stadien unentdeckt bleiben, und zum Teil auf die sich entwickelnde Beziehung zwischen EBV und dem Immunsystem des Wirts, das immer wieder stimuliert wird, wenn das latente Virus reaktiviert wird.

Derzeit gebe es keine Möglichkeit, einer EBV-Infektion wirksam vorzubeugen oder sie zu behandeln, aber ein EBV-Impfstoff oder die gezielte Behandlung des Virus mit EBV-spezifischen antiviralen Medikamenten könnte letztendlich MS verhindern oder heilen.

“Longitudinal analysis reveals high prevalence of Epstein-Barr virus associated with multiple sclerosis” by Kjetil Bjornevik, Marianna Cortese, Brian C. Healy, Jens Kuhle, Michael J. Mina, Yumei Leng, Stephen J. Elledge, David W. Niebuhr, Ann I. Scher, Kassandra L. Munger and Alberto Ascherio, 13 January 2022, Science.DOI: 10.1126/science.abj8222

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