Internationale Tagung

Ethikrat: Pandemien sind globale Ereignisse

pr
Gesellschaft
Welche Lehren haben wir aus der Pandemie gezogen? Und welche Defizite gibt es? Der Deutsche Ethikrat ist sich mit internationalen Experten einig: Pandemiebekämpfung geht nur über Grenzen hinweg.

Auf der Agenda der Online-Tagung standen internationale Perspektiven der Pandemieprävention und –bewältigung. Der Deutsche Ethikrat arbeitet derzeit an Langfrist-Strategien, die über die Corona-Krise hinausgehen. Dazu will er die Expertise von Ländern weltweit mit einbinden.

"Wir müssen besser werden und von anderen Ländern lernen!"

„Wir müssen besser werden und von anderen Ländern lernen“, mahnte die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Prof. Alena Buyx, anlässlich eines internationalen Expertengesprächs mit Wissenschaftlern aus Kanada, dem Vereinigten Königreich und Norwegen.

Spätestens dann, wenn sich eine Pandemie zu einer gesundheitlichen Notlage internationaler Tragweite auswächst, könne ihre nachhaltige Bewältigung nur durch das weltweite Zusammenwirken einer Vielzahl von Akteuren gelingen.

"Der Mensch ist eine art kollektive Amnesie verfallen"

„Was sind eigentlich unsere Lehren aus der Pandemie?“ fragte Ross Upshur, Public-Health-Experte an der Universität Toronto. Seine klare Antwort: „Wir haben offensichtlich aus vorangegangenen Pandemien nichts dazugelernt!“ Upshur, der auch Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu Ethik und COVID-19 ist, machte anhand von Ebola, Schweinegrippe und dem Zika-Virus deutlich, dass Pandemien ständig wiederkehren. Der Mensch habe aber bisher „den Weckruf nicht gehört“ und sei in eine Art „kollektive Amnesie“ verfallen.

Sein Plädoyer: Die Kommunikation über ethische Empfehlungen für die Praxis müsse besser laufen – und in die Politik getragen werden. Und die vielen Varianten von Krankheitserregern dürften nicht aus den Augen gelassen werden.

"Wir hatten nicht genug Zeit, alles durchzudiskutieren!"

Jonathan Montgomery, Gesundheitsrechtler am University College London, ging auf die Rolle von Ethikern in der Pandemie in Großbritannien ein. Bis 2019 sei man dort überzeugt gewesen, gut auf eine Pandemie vorbereitet zu sein. Bei Corona sei dies anders gewesen, sagte Montgomery, der auch die britische Regierung zu ethischen Fragen in der Pandemie berät. Probleme habe es gegeben, weil viele politische Entscheidungen unter hohem Zeitdruck und ohne ausführliche öffentliche ethische Debatten stattfinden mussten. „Wir hatten nicht genügend Zeit, alles bis zum Ende durchzudiskutieren“, sagte Montgomery.

"Wir brauchen einen neuen internationalen Denkrahmen!"

Felix Stein, Universität Oslo, Zentrum für Entwicklung und Umwelt, unterstrich die Bedeutung von COVAX, einer Initiative der WHO, der Europäischen Kommission und der französischen Regierung, an der auch Deutschland beteiligt ist. Ziel ist, dass auch ärmere Länder einen fairen Zugang zu den COVID-19-Impfstoffen erhalten. Für Stein wichtig: Impfstoffgleichheit für alle und eine weltweite Solidarität. „Wir brauchen einen neuen internationalen Denkrahmen“, forderte er.

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