Thesenpapier 4.0

Expertengruppe: Corona sollte nicht politisiert werden

pr
Experten um Prof. Matthias Schrappe haben ihr Thesenpapier 4.0 vorgelegt. Ihre Botschaft: Corona sollte nicht politisiert werden. Es sei als Wahlkampfthema nicht geeignet.

Die Expertengruppe von Fachleuten aus dem Gesundheitswesen, der Wissenschaft, Pflege und Krankenkassen meldet sich jetzt mit einem vierten Thesenpapier seit der Krise zu Wort. Ihre Botschaft: Die Pandemie gehe jetzt in eine chronische Phase über, Verbesserungen der Outcomes seien aber in Sicht.

So hätten beispielsweise zu Beginn der Pandemie Mitarbeiter und Patienten in Institutionen des Gesundheitswesens (Arztpraxen, Krankenhäuser, Pflege- und Gemeinschaftseinrichtungen) die Hauptlast der Pandemie getragen. Das Risiko sei hier mittlerweile gesunken. Aktuell sei jedoch ein leichter Anstieg bei den Mitarbeitern und Betreuern von Gemeinschaftseinrichtungen (Schule, Kitas) zu beobachten. Bei der wichtigen Abgrenzung von Clustern und sporadischem Ausbreitungstyp sollte man zunächst den „Hyper-Cluster“ der Einrichtungen differenzieren (ausschließlich Infektionen, die dort erworben wurden, keine eingewiesenen Patienten von außen).

Jetzt sind zielgruppenorientierte Präventionsmaßnahmen gefragt

In 19 Thesen analysieren die Experten Handlungsfelder und schlagen Strategien im Umgang mit der Pandemie vor. Nach der herdförmigen Ausbreitung, den Clustern habe sich laut der Analyse eine sporadische Dynamik der Krankheitsverbreitung entwickelt. Die Experten melden eine Zunahme der täglich neu gemeldeten Infektionen mit SARS-CoV-2/Covid-19 von rund 300 Fällen pro Tag auf derzeit rund 1350 Fällen pro Tag (34. KW), eine Ausweitung des wöchentlichen Testumfangs von 400.000 auf 900.000 und einen Abfall der Rate positiver Testergebnisse neun auf rund ein Prozent - neben den „Herden“ habe sich jetzt die homogene (sporadische) Ausbreitung in den Vordergrund geschoben. Das sei durch Testung und Nachverfolgung nicht zu beherrschen, sondern bedürfe einer stabilen Kontrolle durch zielgruppenorientierte Präventionsmaßnahmen.

Weiterhin nähme zwar die Zahl der gemeldeten Infektionen zu, gleichzeitig komme es zu einer Abschwächung der klinischen Folgen. Die Hospitalisierungsrate sei von über 20 Prozent auf neun Prozent abgefallen, auch die Zahl der intensivmedizinisch betreuten Patienten und die Mortalität der Infizierten sei gesunken. Die sporadische Ausbreitung des Virus werde in begrenztem Umfang weiter zunehmen, könne aber aufgefangen werden.

Kollektive mit höherer Prävalenz, unbekanntem und hohem individuellen Risiko testen

Die Fachleute rechnen bei einer massiven Ausdehnung des Testumfangs auf Niedrigprävalenz-Kollektive mit unkontrollierbaren Problemen mit falsch-positiven Befunden. Es müssten in erster Linie Kollektive mit höherer Prävalenz, Kollektive mit höherem oder unbekanntem Infektionsrisiko (zum Beispiel Lehrer, Kindergartenmitarbeiter) und Kollektive mit hohem individuellem Risiko für Komplikationen (zum Beispiel Bewohner von Pflegeheimen und deren Angehörige, ambulante Pflege) getestet werden, empfehlen sie.

Primäres Ziel der Pandemiebekämpfung müsse eine stabile Kontrolle der Ausbrüche sein. Eine Herdenimmunität schließen die Experten aus und empfehlen daher zielgruppenorientierte Maßnahmen für besonders vulnerable Gruppen in der Bevölkerung.

Rationale Entscheidungsfindung, rationaler Diskurs

Generell mahnen die Experten an, Corona nicht zu politisieren. Die Interpretation der epidemiologischen Situation und die Auseinandersetzung über die beste Strategie der Pandemiebekämpfung sollte nicht von Kalkülen kurzfristiger politischer Positionsvorteile dominiert werden.

Auch die Pandemie rechtfertige es nicht, von der Grundnorm einer begründet abwägenden Entscheidungsfindung abzugehen und die Erfordernisse eines transparenten, fairen und faktenbegründeten Diskurses zwischen Politik, Wissenschaft und Medien zu relativieren.

Gerade in dieser Situation müssten die jeweiligen Rollenzuweisungen klar zu erkennen sein, um daraus abgeleitet die Verantwortlichkeiten in einem demokratischen Rechtsstaat abzugrenzen. Nur unter diesen Voraussetzungen ist es möglich, das Vertrauen der Bürger in die rechtsstaatlich demokratische Kommunikation zu stärken.

Die Autoren des Thesenpapiers 4.0

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