Fast jeder Zweite ist privatversichert
Die Gesamtzahl an Versicherungen sei um mehr als 600.000 auf 37,8 Millionen gestiegen. Damit sei fast jeder zweite Bundesbürger privatversichert. Die Zahl der Zusatzversicherungen sei um 2,2 Prozent auf insgesamt 29,1 Millionen gestiegen. Der Trend sei demnach ungebremst, zeigte sich der Vorsitzende des PKV-Verbandes, Thomas Brahm, anlässlich der gestrigen PKV-Jahrestagung in Berlin dazu erfreut. Immer mehr Menschen wollten die private Vorsorge nutzen, um die Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aufzustocken.
Ähnlich erfreulich zeige sich laut Brahm die Entwicklung in der Vollversicherung. Schon das fünfte Jahr in Folge wechselten mehr Menschen aus der GKV in die PKV als umgekehrt. Im Saldo ergab sich ein Plus von 30.300 Versicherten zu Gunsten der PKV (zum Vergleich: 2021 plus 23.300).
2022 entschieden sich 146.500 Personen für einen Wechsel aus der GKV in die PKV, wie die Zahlen in dem Bericht weiter belegen. Umgekehrt wechselten 116.200 Personen in die GKV, wobei diese Abgänge meist unfreiwillig erfolgen. Brahm erläutert, dass tausende seit Geburt privatversicherte junge Leute beim Eintritt ins Berufsleben gezwungenermaßen in die GKV wechseln mussten. Derselbe Effekt habe tausende Selbstständige beim Wechsel in eine Festanstellung betroffen.
Brahm erläutert, dass tausende seit Geburt privatversicherte junge Leute beim Eintritt ins Berufsleben gezwungenermaßen in die GKV wechseln mussten. Derselbe Effekt habe tausende Selbstständige beim Wechsel in eine Festanstellung betroffen.
Auch die Beitragseinnahmen in der Kranken- und Pflegeversicherung sind 2022 laut PKV-Jahresbericht gewachsen. Sie erhöhten sich um 3,7 Prozent auf 47,1 Milliarden Euro. Knapp 42 Milliarden Euro (plus 2,4 Prozent) davon seien auf die Krankenversicherung entfallen sowie 5,1 Milliarden Euro (plus 15,3 Prozent) auf die Private Pflegepflichtversicherung. Die Versicherungsleistungen seien 2022 um 4,7 Prozent auf 33,3 Milliarden Euro gestiegen. Auf die Krankenversicherung seien davon 31 Milliarden Euro (plus 4,6 Prozent) entfallen, auf die Pflegeversicherung 2,3 Milliarden Euro (plus 5,6 Prozent).
FDP warnt vor einer Einführung der Bürgerversicherung durch die Hintertür
Auf der PKV-Jahrestagung skizzierten Ricarda Lang, Vorsitzende von Bündnis90/Die Grünen, und FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai ihre Pläne für ein zukunftsfestes Gesundheitssystem. Als gemeinsames Ziel wurde eine demografiefeste Gesundheitsversorgung deutlich. Lang unterstrich, dass sie die Private Krankenversicherung als stabile Säule in unserer alternden Gesellschaft ansehe. Djir-Sarai bestätigte, dass der Trend, immer mehr Zusatzversicherungen abzuschließen, ein Indikator dafür sei. Zudem leiste die PKV auch in anderem Bereichen einen großen Beitrag zur Stabilisierung des Gesundheitssystems. So stärke sie die Arztpraxen allgemein und leiste im Besonderen einen Beitrag gegen den Ärztemangel auf dem Land.
Weitreichend einig waren sich Lang und Djir-Sarai auch in der Frage, wie der Finanzierungslücke von derzeit 17 Milliarden Euro in der Gesetzlichen Krankenversicherung zu begegnen sei. Beide sprachen sich dafür aus, die Probleme dauerhaft und strukturell zu lösen. Bei der Frage, ob dafür die Beitragsbemessungsgrenze angehoben werden solle, gab es jedoch keinen gemeinsamen Nenner. Ricarda Lang befürwortete eine Anhebung. Dies sei besser als eine Anhebung der Beitragssätze, bei der auch Klein- und Geringverdiener belastet würden. Djir-Sarai hingegen lehnte eine Erhöhung der Einkommensgrenze ab: „Das ist eine Einführung der Bürgerversicherung durch die Hintertür – und die findet mit uns nicht statt. Daran können Sie mich messen.“