Fertilitätstherapie erhöht Krebsrisiko für das Kind
Krebs ist die zweithäufigste Todesursache bei Kindern in Industrienationen, jedes fünfte Kind mit einem bösartigen Tumor überlebt die Erkrankung nicht. Diese Rate nimmt in Europa etwa um ein Prozent pro Jahr zu, meldet springer-online. Eine plausible Erklärung dafür gibt es nicht. Diskutiert wird aber, dass Fertilitätsbehandlungen der Mütter die Ursache sein könnten.
So haben Antiöstrogene, wie sie zur Stimulation der Ovulation verwendet werden, eine strukturelle Ähnlichkeit mit Diethylstilbestrol. Die Substanz wurde zwischen 1940 und 1970 zur Vermeidung von Schwangerschaftskomplikationen verwendet. Kinder der damit behandelten Mütter fielen durch eine erhöhte Krebsrate auf, berichten Dr. Marie Hargreave und Mitarbeiter vom Krebsforschungszentrum in Kopenhagen.
Behandlungen erhöhen das Risiko
Eine Meta-Analyse mit 13 Kohorten- und 12 Fall-Kontroll-Studien ergab ein durchgehend erhöhtes Krebsrisiko für Kinder, die nach einer Fertilitätsbehandlung auf die Welt gekommen waren. Das Gesamtkrebsrisiko nach einer medikamentösen Therapie der Mütter ist um 33 Prozent höher als beim Nachwuchs von Müttern ohne solche Therapien, wie eine Auswertung von zehn Studien ergab.
Neun Studien erfassten die Gesamtkrebsrate bei einer nichtmedikamentösen Fertilitätsbehandlung, wie bei IvF und ähnlichen Verfahren. Nach diesen Daten ist das Risiko beim Nachwuchs um 40 Prozent erhöht. Das Risiko für hämatologische Tumoren ist nach den Berechnungen der dänischen Forscher insgesamt um etwa 60 Prozent erhöht, für ZNS-Tumoren um 90 Prozent und für andere Arten solider Malignome um mehr als das Zweifache.
Das Leukämierisiko nach der Fertilitätstherapie ist um 65 Prozent höher, das für Neuroblastome um das Vierfache. Große Unterschiede zwischen medikamentösen und nichtmedikamentösen Verfahren waren nicht zu erkennen.
Das Team um Hargreave hatte auch in einer Registerstudie ein erhöhtes Krebsrisiko beobachtet. Dazu werteten die Forscher Angaben zum Nachwuchs von 126.000 Müttern aus, die aufgrund von Fruchtbarkeitsproblemen ärztliche Hilfe gesucht hatten.
Die Daten der bis zu 20 Jahre alten Kinder und jungen Erwachsenen verglichen sie anschließend mit denen von 2,7 Millionen altersgleichen, gleichgeschlechtlichen Kindern mit demselben Geburtsjahr aus Familien ohne Fruchtbarkeitsprobleme. Hierbei war das Krebsrisiko bei Kindern aus Familien mit Fruchtbarkeitsproblemen deutlich erhöht, und zwar um etwa 20 Prozent.
Unklar bleibt nun unter anderem noch, ob die Fertilitätsprobleme oder mit die Therapien Ursache der erhöhten Krebsraten sind. Dies lässt sich nicht herausfinden, da es kaum Angaben dazu gibt, welche Mütter womit behandelt worden waren.
Hargreave M. et al. Fertility treatment and childhood cancer risk: a systematic meta-analysis. Fertil Steril 2013, online 4. April 2013; doi: 10.1016/j.fertnstert.2013.03.017, Quelle: springermedizin