Fettzellen aus der Retorte
Kann Fettgewebe aus dem Reagenzglas die zukunftsweisende – und sogar bessere – Alternative zu Eigenfett werden? Diese Frage wurde auf dem 67. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) Ende Juni in Köln/Bonn diskutiert. Das Hamburger Forschungsteam um PD Dr. Dr. Henning Hanken lieferte sogar erste Ergebnisse:
Ziel der experimentellen Studie war es, eine Alternative zu den konventionellen Weichgewebstransplantaten zu entwickeln. Die Hamburger Forscher um PD Dr. Dr. Henning Hanken bauten auf den bisher bekannten guten Eigenschaften der Raupenseide auf - diese hilft beispielsweise bei schlecht heilenden Wunden im Gesicht.
Durch genetische Modifikationen an der Raupe konnten spezifische Wachstumsfaktoren (VEGF und FGF-2) in den von ihr produzierten Seidenfaden integriert werden. Daraus entwickelten die Forscher eine biokompatible, stabile Gerüstsubstanz (Scaffoldmaterial), die mit sogenannten Präadipozyten, den Fettvorläuferzellen, besiedelt und über einen Zeitraum von 14 Tagen beobachtet wurde. Dabei testete man auch unterschiedliche Konzentrationen und Zusammensetzungen der Wachstumsfaktoren.
Die Auswertung erfolgte unter anderem mit Methoden der Molekularbiologie und Immunhistochemie. Die in vitro Daten zeigen eine vollständige Entwicklung der Fettzellen und gute Durchdringung der Gerüstsubstanz - und damit die generelle Umsetzbarkeit des Konzeptes - das könnte zukünftig eine Gewebe- bzw. Fettentnahme an anderer Stelle überflüssig machen.