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Fokus auf den Bürger

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Mit einer verstärkten Fokussierung auf die Bürger soll das deutsche Gesundheitssystem effektiver gestaltet werden. Dazu hat ein Fachverband fünf Forderungen aufgestellt.

Die Deutsche Gesellschaft für bürgerorientiertes Versorgungsmanagement (DGbV) setzt sich für eine Neujustierung des deutschen Gesundheitswesens ein. „Wir wollen die Sicherung einer effektiven und effizienten Gesundheitsversorgung durch mehr Bürgerorientierung - zum Wohl und Nutzen für alle Beteiligten“, heißt es seitens des Verbands.

Patienten wollen mehr Souveränität

In den kommenden zehn Jahren werde sich die aktive und mitverantwortliche Einbindung der Bürger zu einer tragenden Säule des gesundheitlichen Versorgungsmanagements entwickeln. Gründe dafür seien die Zunahme chronischer Volkskrankheiten, eine zu erwartende demografisch bedingte personelle und finanzielle Verknappung der Ressourcen sowie der Wunsch vieler Versicherter und Patienten nach mehr Souveränität und Information.

Sichtweisen müssen sich verändern

Die Entwicklung zu einem mehr von Bürgern mitgetragenen Gesundheitswesen biete die Chance, weiterhin individuelle und kollektive Gesundheitsziele auf einem hohen Versorgungsniveau zu erreichen und finanzieren zu können. Erforderlich seien neben der konsequenten Ausrichtung der Infrastruktur am Bedarf und den Bedürfnissen der Bürger eine Veränderung der Sichtweisen aller Beteiligten im Sinne einer bürgerorientierten Haltung.

Mitsprachemöglichkeiten stärken

Des Weiteren sei eine „Förderung der Gesundheitskompetenz der Bürger, deren Befähigung zum eigenverantwortlichen gesundheitlichen Handeln sowie ihre Beteiligung an sie betreffenden Entscheidungen auf allen Systemebenen“ notwendig. Aus diesem Grund erhebt die DGbV folgende fünf Forderungen an die Politik:

  • Einführung des Unterrichtsfachs Gesundheitskunde 

Das Unterrichtsfach „Gesundheitskunde“ müsse vom ersten Schuljahr an in die Lehrpläne aufgenommen werden, zum Beispiel auch als regelmäßiger Bestandteil des Faches Biologie, wie dies etwa in Baden Württemberg bereits der Fall sei.

  • Öffentliche Fördermittel nur an bürgerorientierte Gesundheitsprojekte

Öffentliche Mittel dürften nur an solche Gesundheitsprojekte fließen, in denen eine Bürgerorientierung verankert ist. Als bürgerorientiert definiert die DGbV eine an den Bedürfnissen der Bürger orientierte Haltung der Akteure, die Förderung der Gesundheitskompetenz der Bürger und ihrer Befähigung zum eigenverantwortlichen gesundheitlichen Handeln sowie die Beteiligung von Bürgern an Entscheidungen auf allen Systemebenen.  

  • Recht der Bürger auf valide Gesundheitsinformationen

Die Bürger sollten in ihrem Recht unterstützt werden, über grundlegende Tatsachen zur Erhaltung ihrer Gesundheit oder über ihre Krankheit informiert zu werden, damit sie informierte Entscheidungen über ihre Gesundheit auf der Grundlage der besten verfügbaren Evidenz treffen können.

  • Recht auf Förderung der Gesundheitskompetenz für chronisch Kranke

Gesetzlich müsse allen chronisch Kranken das Recht auf umfassende Information und ein qualifiziertes Verhaltenstraining eingeräumt werden. Die Diagnostik und Therapie akuter und notfallbedingter medizinischer Ereignisse bleibe davon unberührt.

Die gesundheitliche Mitverantwortung der Versicherten sei bereits Bestandteil des SGB V. Da aber nicht alle Bürger in der Lage seien, diese Forderung ohne Hilfe zu erfüllen, sollten sie ergänzend ein Recht auf Förderung erhalten. Dies könnte sich zunächst auf die zehn wichtigsten chronischen Volkskrankheiten beziehen. Grundlage sollten evidenzbasierte und für Laien verständliche strukturierte Behandlungspfade und Behandlungsalternativen sein. 

„Die Förderung der Patientenrolle kann beispielsweise in Modellversuchen mit routinemäßiger Inanspruchnahme einer Zweitmeinung  - zum Beispiel gefördert mit einem entsprechenden Gutschein - und qualifiziertem Coaching oder Case Management durch dafür ausgebildete Fachkräfte erfolgen“, heißt es.

  • Schulung der Gesundheitsberufe in Bürgerorientierung

Die Angehörigen der Gesundheitsberufe sollten systematisch in Bürgerorientierung geschult werden. Die DGbV stützt sich in ihren Forderungen nach eigenen Angaben auf das Sondergutachten 2012 des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, das Gutachten 2000/2001 des Sachverständigenrats für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen sowie auf diverse Arbeiten von Prof. Gerd Gigerenzer.

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