Forschen, wo es weh tut
Patienten mit Schmerzen kommen mit vielen Einrichtungen und Leistungserbringern eines städtischen Gesundheitssystems - vom Krankenhaus über den Hausarzt bis zur ambulanten Pflege - in Berührung. Dabei wird es ihnen häufig nicht leicht gemacht. Zu diesem Ergebnis kommt das Forschungsprojekt "Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt Münster".
Wissen, Vernetzung und Kommunikation könnten besser sein
Es fehle teilweise an schmerzspezifischem Wissen bei Ärzten und Pflegekräften, an der Vernetzung der Leistungserbringer und an der Kommunikation zwischen den Berufsgruppen. Das sind nur einige der Aktionsfelder, die das Aktionsbündnis anhand seiner aktuellen Forschungsergebnisse definiert hat.
Ziel: kompetenter Mediziner behandelt individuell
Anlass für Bundesgesundheitsminister Bahr die Situation mit Experten zu diskutieren: "Es muss unser Ziel sein, dass Schmerzpatienten in jeder Krankheitssituation auf eine kompetente Ärztin, einen kompetenten Arzt oder ein kompetentes Team treffen, die sie individuell behandeln."
Projektleiter Prof. Jürgen Osterbrink, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, zu den Ergebnissenr: "75 Prozent der Ärzte und 46 Prozent der Pflegenden aus den untersuchten Krankenhäusern kannten zu Beginn des Projektes keinen spezifischen Grenzwert zur Anpassung der Schmerztherapie. Und in den Altenheimen litten 46 bis 63 Prozent der Bewohner an Belastungsschmerzen."
Ärzte verordnen ungeeignete Medikamente
Hausärzte würden zum Großteil Medikamente verordnen, die für starke Schmerzen oder eine Langzeittherapie meist nicht geeignet seien. Daneben sei die berufsgruppenübergreifende Kommunikation optimierungsbedürftig: "Der Hausarzt wünscht sich beispielsweise einen besseren Austausch mit Pflegenden und Ärzten aus dem Krankenhaus", so Osterbrink. In vielen Einrichtungen sei außerdem die Schmerzerfassung bei Demenzkranken ein Problem.
Projekt entwickelt passgenaue Konzepte
Das Aktionsbündnis sei ein "einmaliges Forschungsprojekt, weil es nicht nur die Versorgung in einer ganzen Stadt betrachtet, sondern passgenaue Optimierungskonzepte entwickelt, umsetzt und deren Erfolg bewertet. So können wir zeigen, dass Verbesserungsmaßnahmen wirklich beim Patienten ankommen", bewertete Osterbrink das Projekt. Erste Endergebnisse aus dem Untersuchungsstrang "Krankenhaus" hätten das eindrucksvoll zeigen können.
"Ich hoffe, dass nach Abschluss des Projekts erfolgreiche Konzepte vorliegen werden, die auch in anderen Regionen Deutschlands übernommen werden können. Damit könnten wir die Schmerzversorgung deutschlandweit verbessern", resümierte Bahr.