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Fragen und Antworten zu Aids

ck/dpa
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Rund 78.000 Menschen in Deutschland leben mit HIV. Zwingend zum Tod führt der Aids-Erreger längst nicht mehr. Aber wie alt kann ein Infizierter werden? Und lässt sich die Krankheit irgendwann heilen? Fragen und Antworten zum Thema Aids und dessen Erreger HIV.

Aus der Öffentlichkeit ist Aids seit langem verschwunden. Viele Jugendliche wachsen nicht mehr in dem Bewusstsein auf, sich beim Sex gegen eine möglicherweise lebensbedrohliche Krankheit schützen zu müssen. Dabei steigt die Zahl der HIV-Neudiagnosen in Deutschland an. Ist das ein Problem?

Wann spricht man von HIV, wann von Aids? 

Eine Infektion mit dem Humanen Immunschwächevirus (HIV) ist die Ursache für Aids. Wenn das Virus den Körper so sehr schwächt, dass es dem Immunsystem schwerfällt, Infektionen zu bekämpfen, spricht man von Aids. Dann treten lebensbedrohliche Erkrankungen auf, etwa schwere Infektionen oder Tumore, die charakteristisch für eine fortgeschrittene HIV-Erkrankung sind.

In der Medizin gilt: Wer weniger als 200 Helferzellen pro Mikroliter Blut aufweist, bei dem besteht ein hohes Risiko für die Krankheiten, die Aids definieren. Die Infektion kann über Monate unauffällig verlaufen und noch nach Jahren in Aids übergehen.

Wo genau richtet das Virus den Schaden an? 

In den körpereigenen Helferzellen. Sie haben eine wichtige Funktion bei der Steuerung der Abwehrkräfte, wenn Viren oder Bakterien in den Organismus eindringen - und fatalerweise genau auf diese Zellen hat es das HI-Virus abgesehen. Es dockt an die Helferzellen an, um sich anschließend in ihnen zu vermehren. Der Körper kann sich so nicht mehr ausreichend gegen Krankheiten zur Wehr setzen. 

Lässt sich eine HIV-Infektion heilen? 

Nein, der Aids-Erreger ist nach wie vor nicht heilbar. Aber es gibt Einzelfälle, die Grund zur Hoffnung geben: Etwa 20 Fälle einer sogenannten funktionellen Heilung sind bekannt, bei der Infizierte nach einer HIV-Therapie, die nach Jahren abgesetzt wurde, das Virus gut kontrollieren können, sagt der Medizinreferent der Deutschen Aids-Hilfe, Armin Schafberger. 

Als vollständig geheilt gilt allerdings nur ein Erwachsener: Ein an Leukämie und HIV erkrankter Mann, bei dem das Virus bei der Behandlung der Leukämie in der Berliner Charité verschwunden war. "Der Berliner Patient", wie der Mann genannt wird, bekam 2007 neue Stammzellen transplantiert - das HI-Virus wurde seitdem nicht mehr bei dem Mann entdeckt. Die Ärzte fanden einen Spender, bei dem der sogenannte CCR5-Rezeptor defekt war - ein wichtiges Einfallstor, durch das das Virus in die Helferzellen eindringt. 

Ebenfalls als geheilt galt das "Mississippi-Baby". Das HIV-positive Kind aus dem US-Staat Mississippi ist eine medizinische Sensation. Das Kind einer HIV-Infizierten war bereits wenige Stunden nach der Geburt mit einer Kombination aus drei HIV-Medikamenten behandelt worden. Nach einem halben Jahr entzog es die Mutter einer weiteren Therapie. Bei einer Untersuchung Monate später dann die Überraschung: Das Baby war virenfrei. Jetzt, zwei Jahre später, kam das Virus aber offenbar zurück, wie Ärzte bei einer Untersuchung feststellten.

Was bringen Medikamente und Therapien? 

Die Medizin ist gegen Virus und Krankheit längst nicht mehr machtlos. Es gibt seit Mitte der 90er Jahre wirksame Medikamente, die das Virus an der Vermehrung hindern. Meistens werden Infizierte mit einer Kombination aus drei Wirkstoffen behandelt. Die Patienten müssen die teuren Medikamente lebenslang nehmen. Heutige Medikamente haben deutlich weniger schwere Nebenwirkungen, Komplikationen und Langzeitschäden als noch in den 90er Jahren. 

Wie alt kann man mit HIV werden? 

Bei konsequenter Therapie können HIV-Infizierte in Ländern wie Deutschland ein normales Alter erreichen. "Wer rechtzeitig anfängt und gut therapiert wird, hat wahrscheinlich eine normale Lebenserwartung", sagt Schafberger. Dabei handele es sich aber nur um Hochrechnungen. 

Welche Länder sind am stärksten von HIV und Aids betroffen? 

Weltweit sind mehr als 35 Millionen Menschen mit HIV infiziert, der Großteil davon lebt in Afrika südlich der Sahara. Je weiter man dort gen Süden geht, desto dramatischer wird die HIV-Rate, zeigt die Weltkarte der Aids-Organisation der Vereinten Nationen (Unaids). Die meisten HIV-Infizierten gibt es folglich in Südafrika, wo das Virus speziell in den Slums ein erhebliches Problem darstellt. Im benachbarten Königreich Swasiland ist etwa jeder Vierte HIV-positiv. 

Beschränkt sich das Problem hauptsächlich auf Afrika? 

Nein. Experten sorgen sich vor allem über die Lage in Osteuropa. Dort nimmt die Zahl der HIV- und Aids-Fälle besonders stark zu, wie der Osteuropa-Fachmann der Aids-Hilfe, Ludger Schmidt, sagt. Weil etwa in Russland stigmatisierte Gruppen wie Homosexuelle und Drogensüchtige ausgeschlossen würden, trauten sich viele nicht, professionelle Hilfe zu suchen. "Als schwuler Mann besteht eine große Hemmschwelle, in das medizinische System zu gehen. Es findet ganz klar eine Ausgrenzung statt", sagt Schmidt. Dadurch entstehe eine Dunkelziffer, die immens von den offiziellen Zahlen abweiche.

Ein weiteres Problem ergebe sich aus der Ukraine-Krise: Internationale Geldgeber und Stiftungen - häufig aus den USA - würden sich wegen des Konflikts zurückziehen, so Schmidt. "Es gibt kein Funding mehr. Nichtregierungsorganisationen bluten so aus. Die zarten Strukturen, die es dort gibt, brechen dann zusammen." 

Wie ist die Situation in Deutschland? 

Vergleichsweise gut. Deutschland ist eines der Länder mit der geringsten Verbreitung von HIV und Aids. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) sind etwa 78.000 Menschen in Deutschland mit dem Virus infiziert. Im neuen Aids-Jahresbericht spricht das RKI für 2013 von 3.263 HIV-Neudiagnosen - das sind rund zehn Prozent mehr als 2012. Das sei aber kein Grund zur Sorge, sagt Aids-Fachmann Schafberger. "Wir haben eine stabile Situation."

Den RKI-Experten zufolge beruht der Anstieg auf einer verbesserten Datenlage und verstärkten Recherchen bei Ärzten. Eine der Ursachen sei zudem die größere Zahl von Zuwanderern nach Deutschland, sagen die Experten. 

Wird Aids eines Tages komplett besiegt sein? 

Das ist fraglich. Die verfügbaren Medikamente können zwar die Vermehrung des Virus in Schach halten, es aber nicht aus dem Körper entfernen. Einen Impfstoff wird es Experten zufolge auch in Jahren nicht geben, weil das Virus einfach zu vielfältig ist.

von Steffen Trumpf, dpa

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