Gassen: "Qualitätssicherung ist kein Selbstzweck!"
„Die ambulante Gesundheitsversorgung in Deutschland ist in jeglicher Hinsicht hochwertig", erklärte der KBV-Vorsitzende Dr. Andreas Gassen bei der Vorstellung der „Positionen zur ambulanten Versorgungsqualität“. Die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten hätten hohe Qualitätsansprüche an sich selbst - was man auch an der großen Anzahl und Vielfalt freiwilliger Qualitätsinitiativen erkenne. „Diese intrinsische Motivation darf nicht durch falsche Konzepte oder ein Übermaß an Kontrolle ,wegreguliert‘ werden“, fordert Gassen. Qualitätssicherung sei schließlich kein Selbstzweck.
Den Vergleich mit der Qualitätssicherung an Kliniken bräuchten die Niedergelassenen nicht zu scheuen, sagte Gassen, fügt aber hinzu: „Wir müssen uns bewusst sein, dass man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen kann.“ Die Besonderheiten der ambulanten Versorgung mit vielen chronischen Erkrankungen, Multimorbidität und langen Behandlungsverläufen machten es unmöglich, Versorgungsqualität primär am Ergebnis zu messen.
"Der Zollstock von Krankenhäusern passt für Praxen oft nicht."
„Ob eine Operation erfolgreich war, lässt sich relativ leicht sagen. Über den Verlauf einer komplexen Behandlung zu urteilen, ist da schon schwieriger. Der Zollstock von Krankenhäusern passt für Praxen oft nicht.“ Im ambulanten Praxisalltag sei vielmehr wichtig, dass die Potenziale von Prozess- und Strukturqualität weiter ausgeschöpft würden.
"Der entstehende Aufwand für die Dokumentation zur Qualitätssicherung ist Zeit, die beim Patienten fehlt", sagte Dr. Wolfgang-Axel Dryden, Vorstandsvorsitzender der KV Westfalen-Lippe. "Kosten und Nutzen müssen daher in einem vertretbaren Verhältnis zueinander stehen“. Dryden verwies darauf, dass die Praxen mit jährlichen Bürokratiekosten von rund vier Milliarden Euro belastet werden.
„Unsere bewährten KV-Strukturen mit ihren individuellen ärztlichen Aktivitäten, kollegialen Peer Reviews, Vor-Ort-Besuchen, Feedbackberichten und freiwilligen Qualitätsinitiativen, belegen, dass Instrumente der Qualitätsförderung dann nachhaltig wirken, wenn sie unmittelbar am Patienten ansetzen und von den Beteiligten selbst gestaltet und verantwortet werden.“
Die „Positionen zur ambulanten Versorgung“ finden Siehier