DAK-Studie

Gebildete Eltern - gesündere Kinder

nb/pm
Gesellschaft
Karies, Übergewicht, Sprachstörungen – bei diesen Diagnosen gibt es enge Zusammenhänge zwischen Elternhaus und Kindergesundheit. Das zeigt der neue Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit. Untersucht wurden die Daten von knapp 600.000 Jungen und Mädchen.

In Familien mit niedrigem Bildungsstatus sind Jungen und Mädchen bis zu dreimal häufiger von bestimmten Erkrankungen betroffen als Kinder akademisch gebildeter Eltern. Das zeigt der neue Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit, für den die Krankenkasse Versichertendaten von fast 600.000 Kindern und 430.000 Eltern ausgewertet hat.

Die repräsentative Studie, durchgeführt von der Universität Bielefeld, mit Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2016 liefert erstmals systematische Analysen zum Zusammenhang von Eltern- und Kindergesundheit - und zeigt klare Zusammenhänge zwischen dem Bildungsstatus der Eltern und dem Gesundheitszustand der Kinder.

"Wenn das Elternhaus krank macht, hängt die Diagnose der Kinder oft mit dem Lebensstil von Mutter oder Vater zusammen", sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. "Die gesundheitliche Ungleichheit zwischen den Familien ist größer als gedacht. Es gibt nachweislich erhöhte Risiken für benachteiligte Kinder."

Von 1.000 Kindern bildungsarmer Eltern sind 52 adipös

Die Unterschiede je nach Bildungsstatus der Eltern werden zum Beispiel bei Adipositas deutlich: Kinder von Eltern ohne Ausbildungsabschluss sind im Alter zwischen fünf und neun Jahren bis zu 2,5-mal häufiger von Fettleibigkeit betroffen als Kinder von Akademikereltern. Laut DAK-Report haben von 1.000 Kindern bildungsarmer Eltern 52 ein krankhaftes Übergewicht – bei Akademikerkindern sind es nur 15 Jungen und Mädchen von 1.000.

2,8-mal mehr Kariesfälle

Bei Karies gibt es in bildungsarmen Familien 2,8-mal so viele Fälle wie beim Nachwuchs von Akademikern. Bei Entwicklungsstörungen wie Sprach- und Sprechproblemen sind Kinder von Eltern ohne Ausbildungsabschluss 45 Prozent häufiger betroffen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Verhaltensstörungen wie der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) mit einem Unterschied von 44 Prozent.

Die DAK-Studie zeigt ferner den Einfluss des sozioökonomischen Familienhintergrundes auf die Art der Gesundheitsversorgung. Kinder bildungsarmer Eltern haben bis zu 68 Prozent mehr Krankenhausaufenthalte und bekommen bis zu 43 Prozent mehr Arzneimittel verschrieben als Kinder von Eltern mit hohem Bildungsabschluss. Im direkten Vergleich haben die Bildungseinflüsse der Familie deutlich größere Auswirkungen auf die Kindergesundheit als zum Beispiel Einkommensunterschiede.

Kinder suchtkranker Eltern müssen öfter ins Krankenhaus

Darüber hinaus gibt es Zusammenhänge mit bereits in der Familie vorliegenden Gesundheitsproblemen. Kinder suchtkranker Eltern sind nach der Untersuchung besonders gefährdet. Sie müssen häufiger ins Krankenhaus oder zum Arzt und bekommen mehr Arzneimittel verschrieben als unbelastete Kinder.

Laut DAK-Report ist der Anteil von psychischen Erkrankungen bei Kindern aus Suchtelternhäusern stark erhöht. Bei ihnen sind Depressionen um 80 Prozent häufiger als bei unbelasteten Kindern, ADHS um 70 Prozent und Schulangst um 50 Prozent. Acht Prozent aller DAK-versicherten Kinder hatten 2016 mindestens einen Elternteil mit einer ärztlich behandelten Suchterkrankung.

Wie wahrscheinlich ist es, dass das Kind erkrankt, wenn die Eltern krank sind?

"Mit dem Kinder- und Jugendreport liegen erstmals belastbare Analysen zur Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen im Kindesalter vor, wenn parallel auch die Eltern erkrankt sind", sagt Studienleiter Prof. Dr. Wolfgang Greiner von der Universität Bielefeld.

Die Untersuchung im Auftrag der DAK-Gesundheit sei die erste kontinuierliche Analyse von Abrechnungsdaten einer gesetzlichen Krankenkasse, die Erkrankungsschwerpunkte und die Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen von 600.000 Kinder- und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren und ihrer Eltern untersuche.


Ergänzt wird der Report durch Ergebnisse aus der zweiten Welle der vom Robert Koch-Institut durchgeführten KiGGS-Studie und den Ergebnissen einer repräsentativen Schülerbefragung im Rahmen des DAK-Präventionsradars durch das Kieler Institut für Gesundheits- und Therapieforschung (IFT-Nord).

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