Medizin

Gefahr Kalziumpräparat

sp/pm
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Seit Längerem schon gibt es Hinweise darauf, dass die zusätzliche Einnahme von Kalzium als Nahrungsergänzung zu mehr Herzinfarkten, Schlaganfällen und zum Tod führen kann. Studien bestätigen die Annahmen.

"Eine zusätzliche Einnahme von Kalziumsupplementen zur Vorbeugung einer Osteoporose ist jedoch nur dann empfehlenswert, wenn eine ausreichende Kalziumaufnahme über die Nahrung nicht gewährleistet ist, wie es gerade bei älteren Menschen oft der Fall ist“, erläutert Prof. Helmut Schatz, Mediensprecher der  Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) anlässlich aktueller Studien. Die DGE rät dazu, Kalzium  nur mit der Nahrung aufzunehmen und nicht ergänzend.

Das Knochenmineral

Kalzium ist wesentlich für die Knochengesundheit. Zusammen mit Vitamin D stellt es die Basistherapie bei Osteoporose, dem Knochenschwund, dar. Das Mineral macht etwa 1,5 Prozent der Körpermasse im menschlichen Organismus aus, ist essenziell für die Festigkeit von Knochen und Zähnen, aber auch wichtig für die "Signal-Weiterleitung“ innerhalb der Zellen.

Es ist in Milch und Milchprodukten, einigen Gemüsen (beispielsweise in Brokkoli, Grünkohl, Fenchel oder Lauch) und Mineralwässern, aber auch in normalem Trinkwasser enthalten, insbesondere wenn keine Kalkfilter in den Leitungen eingebaut sind.

Obwohl von einer ausreichenden Versorgung über die Nahrung ausgegangen werden kann, nehmen viele Menschen zusätzlich Kalzium zu sich. Eine Erhebung aus dem vergangenen Jahr ergab, dass etwa die Hälfte der US-amerikanischen Bevölkerung Kalzium als Tabletten oder Brause zuführt.

Erhöhtes Sterberisiko - nur für Männer?

Eine Auswertung der Daten von etwa 380.000 Männern und Frauen aus einer Studienpopulation des National Institutes of Health (NIH) der USA über einen Zeitraum von zwölf Jahren zeigte: Ab 1.000 mg Kalzium pro Tag stieg  bei Männern das Sterberisiko an kardiovaskulären Erkrankungen um 20 Prozent. Bei Frauen wurde kein Anstieg beobachtet.

Nicht berücksichtigt wurden allerdings andere Faktoren wie beispielsweise zusätzlich eingenommenes Vitamin D. Es bleibe somit also offen, ob es einen Geschlechtsunterschied wirklich gebe, so Schatz.

Herzinfarkt- oder auch Schlaganfall- gefährdet?

Eine weitere aktuelle prospektive schwedische Kohortenstudie, die im British Medical Journal veröffentlicht wurde, untersuchte bei über 60.000 Frauen ebenfalls den Zusammenhang von Kalziumzufuhr und Sterblichkeit.

Ergebnis hier: Eine hohe tägliche Kalziumeinnahme von mehr als1.400 mg war mit mehr Todesfällen infolge von Herzinfarkten verbunden, nicht aber mit mehr Todesfällen durch Schlaganfall. Bei niedrigeren Mengen von 600 bis 1.000 mg pro Tag wurde keine erhöhte Sterblichkeit festgestellt.

Ab 1.000 mg wird es gefährlich

Schatz bilanziert: "Beide Studien zeigen, dass es bei einer Kalziumsupplementierung ab 1.000 mg aufwärts pro Tag zu einem erhöhten kardiovaskulären Risiko kommt. Das gilt - solange wir keine weiteren Studien haben - gleichermaßen für Männer und Frauen.“ Kalzium sollte man also nicht zusätzlich zu sich nehmen, sondern besser nur mit der Nahrung, rät der Endokrinologe aus Bochum.Xiao, Qian et al.: Dietary and supplemental calcium intake and cardiovascular disease mortality. The National Institutes of Health – AARP Diet and Health Study, Jama Intern Med published online February 4, 2013, AbstractMichaëlsson, Karl et al., Long term calcium intake and rates of all cause and cardiovascular mortality: community based prospective longitudinal cohort study, BMJ 2013; Published 13 February 2013, ArticleOffice of Dietary Supplements, National Institutes of Health. Calcium. November 13, 2012, Article

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