COVID-19

Geimpft oder genesen: Welche Immunität ist wann stärker?

LL
Gesellschaft
Bezogen auf die Immunität macht es einen Unterschied, ob man eine mRNA-Impfung erhalten hat oder von einer SARS-CoV-2 genesen ist. Das belegen Studiendaten aus den USA und Israel.

Zwei aktuelle Studien haben untersucht, ob eine überstandene Infektion oder eine Impfung besser vor einer COVID-Erkrankung schützt.

Die US-Studie

Zum Risiko einer erneuten Infektion von Genesenen analysierte das US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta die Daten von etwa 7.300 Patienten, die aufgrund von COVID-Symp­tomen im Krankenhaus behandelt wurden.

Die Wahrscheinlichkeit, positiv auf SARS-CoV-2 getestet zu werden, war letztlich bei den ungeimpften Genesenen deutlich höher als bei Geimpften, so die Analyse. Bei den Geimpften lag die Immunisierung drei bis sechs Monate zurück. Gefährdet waren demnach vor allem Patienten über 65 Jahre, da bei ihnen aus einer Infektion anscheinend nur eine sehr schwache Immunität resultiert.

Die israelische Studie

In der zweiten Studie aus Israel wurden die Daten der Maccabi Healthcare, eine der größten Krankenkasse des Landes, ausgewertet. Sie umfassen alle Angaben zu Infektionen und Impfungen der versicherten Erwachsenen. Als im Sommer das Infektionsgeschehen wieder zunahm, wurde untersucht, wer sich häufiger infizierte: geimpfte oder genesene Personen. Im Ergebnis erkrankten hier Genesene weniger häufig an COVID-19 als Geimpfte. Geimpfte hatten demnach ein 13,06-fach erhöhtes Risiko für eine Durchbruch­infek­tion mit der Delta-Variante. Bemerkenswert dabei ist jedoch, dass sich von den 238 Patienten mit einer Durchbruchsinfektion nur insgesamt acht stationär behandelt wurden und keine Erkrankung letal verlief.

Schlussendlich erzeugt die zweifache Impfung mit einem mRNA-Impfstoff eine starke Immunabwehr gegen SARS-CoV-2. Der erworbene Schutz ist nach der vollständigen Impfung zunächst hoch und höher als nach einer überstandenen Infektion, nimmt dann aber nach sechs Monaten immer mehr ab. Somit steigt nach einem halben Jahr das Risiko einer Durchbruchsinfektion. Umgekehrt ist die natürlich erworbene Immunität aufgrund einer Infektion nach mehr als sechs Monaten ein größerer Schutz, so die Daten aus Israel.

Wie kommt es zu den Ergebnissen? Zum einen hat die US-Studie ausschließlich den Impact von Impfung und Genesung auf schwere COVID-Erkrankungen untersucht. Die Studie aus Is­rael hingegen umfasst alle positiven Testergebnisse und damit auch milde Erkrankungen. Zudem könnte Einfluss nehmen, dass dort die Impfung bei den meisten Personen bereits länger als sechs Mona­te zurückliegt. Die Antikörper-Titer könnten also so weit gesunken sein, dass es zu Durchbruchinfektionen kam.

Die Studienergebnisse zeigen, dass die natürliche Immunität im Laufe der Zeit nachlässt. Werden Fälle einbezogen, die eine Erstinfektion vor mehr als sechs Monaten vor der Reinfektion durchgemacht haben, zeigt sich, dass das Risiko einer Durchbruchsinfektion bei Geimpften lediglich 6-fach höher ist.

Die Studienautoren selbst räumen mehrere Einschränkungen bei der Interpretation der Ergebnisse ein. Zunächst wurden in der Studie lediglich Erkrankte registriert, die Symptome aufwiesen, was zu einer Unterschätzung der asymptomatischen Infektionen führen kann. Es bleibt also unklar, ob sich die Ergebnisse zugunsten der Geimpften verschieben würden, wenn asymptomatische Infizierte einbezogen werden. In diesem Falle liegt allerdings die Schlussfolgerung nahe, dass Geimpfte gegenüber Genesenen häufiger symptomatische Krankheitsverläufe aufweisen.

Weiterhin wurden in dieser Studie nur Patienten aufgenommen, die mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer geimpft wurden. Da die Studie durchgeführt wurde, während die Delta-Virus-Variante bereits vorherrschend war, gelten die Ergebnisse lediglich für diese Virusmutation. Auch das möglicherweise unterschiedliche Verhalten der einzelnen Gruppen (Tragen einer Maske, soziale Kontakte) wurde nicht evaluiert.

Zuletzt erklären die Forschenden, dass insbesondere vulnerable Gruppen wie chronisch Kranke in den Monaten Dezember, Januar und Februar geimpft wurden. Da nur Patienten in die Studie einbezogen wurden, die in diesem Zeitraum ihre Impfung erhalten hatten, führt vermutlich auch zu einer Einschränkung der Ergebnisse.

Bozio, C. et al. "Laboratory-Confirmed COVID-19 Among Adults Hospitalized with COVID-19-Like Illness with Infection-Induced or mRNA Vaccine-Induced SARS-CoV-2 Immunity - Nine States, January-September 2021".  published in MMWR Morb Mortal Wkly Rep. ePub on Oct. 29, 2021.DOI: http://dx.doi.org/10.15585/mmwr.mm7044e1Gazit, S. et al: "Comparing SARS-CoV-2 natural immunity to vaccine-induced immunity: reinfections versus breakthrough infections" published in medRxiv on Aug. 25, 2021.DOI: https://doi.org/10.1101/2021.08.24.21262415 

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