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Geld ist nicht alles

mg/ck
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Insgesamt 41 Prozent der Zahnarztpraxen bilden derzeit aus. Gute Azubis sind heute aber schwer zu finden. Um sie für den Beruf der ZFA zu begeistern, muss sich die Zahnärzteschaft etwas einfallen lassen. Ideen hat Dr. Michael Sereny, Präsident der Zahnärztekammer Niedersachsen.

Dr. Sereny, Sie haben mit Blick auf die ZFA-Statistik gesagt, der Trend sinkender Ausbildungszahlen sei aufgrund des demografischen Wandels vorgezeichnet und lasse sich „bestenfalls abschwächen“. Wie genau kann das gelingen?

Dr. Michael Sereny:Diese Frage stellen sich die Verantwortlichen in vielen Branchen. Die Antwort wird immer vielschichtig sein: Es geht um die Erhöhung der Attraktivität der Ausbildung, dabei ist die Höhe der Ausbildungsvergütung wichtig, aber nicht allein entscheidend. Wir tun auch gut daran, die Vorteile dieses attraktiven Berufes künftig mehr herauszustellen und aufzuzeigen, dass es sich um einen modernen und zukunftssicheren Beruf handelt, der glänzende Weiterentwicklungsmöglichkeiten bietet. Außerdem müssen wir unsere Werbung verstärken und dabei auch koordinieren. Es gibt bereits Aktivitäten an den Schulen - warum sollten wir nicht auch potenzielle Bewerber (-innen) im eigenen Patientenstamm ansprechen?Welche Rolle spielt bei den sinkenden Ausbildungszahlen die Qualifikation der Azubis? Laut DGB-Report lässt ihre Qualität häufig zu wünschen übrig.

Der DGB-Ausbildungsreport hat viele strukturelle Schwächen, die größten Mängel werden dort übrigens den Berufsschulen angelastet. Dennoch kennen wir Stärken und Schwächen der Ausbildungsbetriebe. Am meisten würden wir jedoch gewinnen, wenn es uns gelänge, den Ausbildungsberuf zum/zur ZFA zur "ersten Wahl" bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz zu machen. Alle Branchen haben Probleme, wenn der Ausbildungsberuf nur zweite oder dritte Wahl war.

Viele Befragte berichten von zu wenig Ausbildungszeit und zu vielen Überstunden. Wie findet der Zahnarzt das richtige Maß?

Die zahnmedizinische Behandlung von Menschen ist nicht nach der Stechuhr zu takten, dennoch ergeben sich bei einem guten Zeitmanagement sehr selten Überstunden. Wenn Auszubildende nur als billige Arbeitskräfte gesehen werden, stimmt schon der Grundansatz nicht. Auch und gerade in der Ausbildung lohnt sich investierte Zeit.

Muss der Zahnarzt heute als Ausbilder anderes leisten als noch vor 15 Jahren?

Das kann ich als langjähriger Ausbilder nur bestätigen. Defizite von Schule und familiärer Erziehung sind häufig und viele Auszubildende befinden sich in einem sehr labilen sozialen Umfeld. Da ist nicht nurdas gesamte Team gefragt, oftmals ist zudem professionelle Hilfe außerhalb der Praxis erforderlich. Da leisten die Kammern sehr viel, gute Angebote werden aber auch von den Arbeitsagenturen angeboten.

Die Fragen stellten Marius Giessmann und Claudia Kluckhuhn.

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