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Studie zur Wirkung von Fitness- und Kalorienzähl-Anwendungen

Gesundheits-Apps erzeugen oft Frust

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Gesellschaft
Statt zu motivieren erzeugen einige beliebte Fitness- und Kalorienzähl-Apps bei den Nutzern Scham, Enttäuschung und Frust. Dies geht aus einer englischen Studie hervor, die fast 60.000 Twitter-Posts dazu auswertete.

Die Forschenden analysierten 58.881 Posts zu Gesundheits-Apps, die veröffentlicht wurden, bevor Twitter zu X wurde. Dabei wählten sie die fünf umsatzstärksten Fitness-Apps aus: MyFitnessPal, Strava, WW (ehemals Weight Watchers), Workouts by Muscle Booster, Fitness Coach & Diet und FitCoach. Die meisten Beiträge bezogen sich auf MyFitnessPal (8.464), Strava (2.902) und WW (2.264).

Dabei muss man wissen, dass die von den Fitness-Apps festgelegten Ziele nicht auf Empfehlungen des öffentlichen Gesundheitswesens basierten, sondern durch die Benutzer vorgegeben wurden, was dazu führen konnte, dass sie unrealistisch oder unsicher waren.

Nicht so schnell dünn? Enttäuschung macht sich breit!

Mithilfe von KI-Modellen filterten die Wissenschaftler 13.799 Beiträge heraus, die dier Apps negativ bewerteten, und gruppierten sie in die Kategorien Frustration über die Komplexität der Kalorienerfassung, technische Fehler sowie emotionale Folgen der Protokollierung täglicher Aktivitäten..

Sie stellten fest, dass die Nutzer sich schämten, wenn sie „ungesunde“ Lebensmittel protokollieren mussten, sich über Benachrichtigungen zur Kalorienerfassung oder zur Reduzierung ihres Zuckerkonsums ärgerten und enttäuscht waren, weil sie nur langsam Fortschritte bei der Erreichung der vom Algorithmus generierten Ziele machten. In einigen Fällen führten diese Erfahrungen zu Demotivation, da die Nutzer ihre Ziele scheinbar aufgaben – was genau das Gegenteil von dem ist, wofür die Tools eigentlich gedacht sind.

  • So waren die Nutzer über die Kalorienempfehlungen der Apps überrascht. Beispielhaft wird ein Mann zitiert, der schrieb, man habe ihm gesagt, er müsse „-700 (minus 700) Kalorien pro Tag“ zu sich nehmen, um sein Ziel zu erreichen; und ein anderer: „Wenn Sie zulassen, dass MyFitnessPal Ihnen Ihre Kalorien vorschreibt, landen Sie in einem Defizit, das unerreichbar, unhaltbar und sehr ungesund ist. Sie könnten sogar verhungern …“

  • Wenn User Probleme hatten, die von der App gesetzten Ziele einzuhalten, etwa weil sie eine ‚Serie‘ verloren oder ihr Tagesziel nicht erreichten, schien dies zu Vermeidungsverhalten zu führen (‚Percy Pigs NICHT in MyFitnessPal einfügen‘ ) oder völliger Desinteresse (‚wieder Lotus-Biscoff-Aufstrich aus dem Glas essen‘).

  • Außerdem stellten die Forschenden fest, dass sich manche Benutzer durch App-Benachrichtigungen „belästigt“ fühlten und dass die Schwierigkeit, an starren Zielen festzuhalten, zu einem Motivationsverlust führte.

  • Ein anderer Benutzer wollte ins Fitnessstudio zu gehen, weil er sich selbst ‚elendig vollgestopft' fühlte. Er gab an, dass seine Entscheidung, Sport zu treiben, eher von negativen Emotionen und dem externen Anreiz des App-Feedbacks getrieben war und nicht von der Freude am Sport.

  • Angeführt wurde exemplarisch auch ein Strava-Nutzer, der seine persönliche Bestzeit bei einem Halbmarathon erreicht hatte, sich in seinem Twitter-Beitrag jedoch auf seine Enttäuschung darüber fokussierte, dass diese Zeit nicht in der App aufgezeichnet worden war.

Die Forscher forderten, dass Fitness-Apps von der „starren“ Kalorienzählung und Trainingsquantifizierung zu einem ganzheitlicheren Ansatz übergehen, der sich auf das Wohlbefinden konzentriert.

Gesundheits-Apps sollten den Spaß in den Vordergrund stellen

Statt sehr enger, starrer Erfolgsmaßstäbe in Bezug auf die Gewichtsabnahme sollten Gesundheits-Apps das allgemeine Wohlbefinden in den Vordergrund stellen und sich auf die intrinsische Motivation konzentrieren, fordern die Autorinnen und Autoren: „also auf die Freude oder Zufriedenheit, die mit Aktivitäten einhergeht“.

„Selbstbeobachtung und Aktionsplanung sind wirksame Techniken zur Verhaltensänderung. Aber wir übertreiben es damit. Wir müssen lernen, freundlicher zu uns selbst zu sein. Wir sind gut darin, anderen die Schuld zu geben und sie zu beschämen, weil wir denken, dass uns das hilft, besser zu werden. Tatsächlich hat es aber den gegenteiligen Effekt", resümierte Studienleiterin Dr. Paulina Bondaronek.

Sheen F, Porter L, Papakonstantinou T, Ceka M, Bondaronek P. Living well? The unintended consequences of highly popular commercial fitness apps through social listening using Machine-Assisted Topic Analysis: Evidence from X. British Journal of Health Psychology. 2025;30:e70026. doi: 10.1111/bjhp.70026

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