Gesundheitsinformationen: Der Sprachstil schafft Vertrauen, nicht der Inhalt!
Bei der Suche nach Gesundheitsinformationen nutzen viele Menschen das Internet als erste Quelle. Beispielsweise stellen Nutzer ihre Fragen in Online-Gesundheitsforen ein und tauschen Gesundheitsratschläge aus. Texte zu gesundheitlichen oder wissenschaftlichen Themen sind aber oft komplex und für Laien nicht immer leicht verständlich.
Kommen positive Formulierungen überhaupt gut an?
Psychologen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster haben nun in einer experimentellen Studie untersucht, nach welchen Kriterien Nutzer Texte von Gesundheitsportalen mit Informationen und Ratschlägen als vertrauenswürdig bewerten. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass in den letzten Jahren Kommunikationsprofis verschiedener Berufsgruppen verstärkt dazu übergegangen sind, eine positive Sprache zu verwenden (was durch die häufige Verwendung von positiv bewerteten Adjektiven offenbar wird), um ihre Informationen zu vermitteln und ihre Leser zu überzeugen.
Den 242 Studienteilnehmern (165 weibliche und 77 männliche Studierende) wurden für das Experiment zwei verschiedene Texte zu einem Thema - die Beratung zu einem Medikament - vorgelegt: der eine war neutral formuliert, der andere gespickt mit positiv konnotierten Adjektiven wie etwa "exzellent".
In ihrer Bewertung stuften die Probanden die letztere Version als weniger vertrauenswürdig ein, was die Wissenschaftler mit dem Sprachstil in Zusammenhang bringen. Genauer: Wenn der Verfasser eine positive Sprache wurde er als manipulativer, weniger aufrichtig, weniger wohlwollend und seine gesundheitsbezogenen Aussagen wurden als weniger glaubwürdig empfunden.
Nein, die Aussagen werden als weniger glaubwürdig empfunden
Diese Ergebnisse zeigen, dass Leser nicht nur auf den faktischen Teil von Gesundheitsinformationen reagieren, sondern stattdessen den Sprachstil als Maßstab nehmen, um die Glaubwürdigkeit der bereitgestellten Informationen und die Vertrauenswürdigkeit der Informationsquelle zu bewerten. Gerade bei mangelndem Verständnis des Inhalts steht die verwendete Sprache im Fokus. Am Ende ist der Sprachstil also das Kriterium und weniger der Inhalt. Je neutraler der Text verfasst ist, umso vertrauenswürdiger wird er empfunden.
Der Sprachstil ist für viele Leser entscheidend
Die Erkenntnisse der Studie sind wertvoll für Ärzte und Wissenschaftler, die zunehmen ihre Informationen und Wissen über das Internet kommunizieren. Die Art, wie ein Beitrag dabei formuliert ist, scheint wesentlich für das Vertrauen der Leser. Weiterführende Forschung sollte auch Aspekte, wie Geschlecht des zitierten Experten sowie des Lesers berücksichtigen.
Quelle: König L., Jucks R. : Effects of Positive Language and Profession on Trustworthiness and Credibility in Online Health Advice: Experimental Study J Med Internet Res 2020 DOI:10.2196/16685