Gesundheitsökonom Wasem: GKV-Beitragsätze werden steigen
Wegen der guten Konjunktur könne man trotz teurer Reformen in der letzten Legislaturperiode und einer dynamischen GKV-Ausgabenentwicklung die Versichertenbeiträge halten - und für 2018 sogar den durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 1,1 auf 1,0 Prozent senken.
Gesundheitsexperte Prof. Dr. Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen ist dennoch der Überzeugung, dass sich die GKV-Beitragsätze auf längere Sicht nicht halten lassen. Wasem macht hierfür vor allem zwei Entwicklungen verantwortlich: Zum einen seien die Ausgaben in der GKV pro Mitglied höher als die Einnahmen. Zudem anderen lägen die Ausgaben über der Grundlohnentwicklung. Seine Schlussfolgerung: "Wir koppeln uns so von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Steigende Beitragssätze sind die Folgen."
Aufgrund der guten Wirtschaftslage konnten die Kassen sogar kleinere oder größere Rücklagen bilden, sodass derzeit keine in ihrer Existenz gefährdet sei. Allerdings seien die Rücklagen ungleich verteilt und es gäbe untereinander eine Schieflage. So habe etwa die AOK im Durchschnitt mehr ansparen konnten als andere Kassen.
Bei unterschiedlichen Ausgangspositionen drifteten die Marktanteile und die finanzielle Performance der Kassen dadurch noch weiter auseinander, betonte Wasem. Auch wenn diese "Entwicklungsspirale" gebremst werden könne, sei dennoch nicht auszuschließen, dass finanzschwache Kassen bald in Schwierigkeiten geraten könnten, urteilte der Experte.