EPatient-Survey 2024

Globale Plattformen bauen Vorreiterrolle aus

LL
Gesellschaft
Laut einer Befragung gewinnen globale Plattformen an Bedeutung, wenn es um die Verarbeitung von Gesundheits- und Vitaldaten geht. Nationale digitale Lösungen verlieren hingegen Nutzer.

Jüngst erschienen die Ergebnisse des EPatient-Survey 2024, einer Befragung zur digitalen Gesundheit mit mehr als 6.000 Teilnehmenden in Deutschland. Danach werden Plattformen von Big-Tech- und Social-Media-Konzernen zunehmend für das Konsumieren, Informieren und Tracken von Vitaldaten bevorzugt. Abgesehen vom E-Rezept stagnieren oder verlieren nationale E-Health-Lösungen hingegen Marktanteile.

Weiteres Ergebnis: Tracking-Apps zur Messung von alltäglichen und medizinisch relevanten Vitalwerten verzeichnen ein solides Wachstum. Führende Anbieter sind hierbei Samsung, Apple und Google (fitbit).

8 von 10 Nutzern setzen auf internationale Anbieter

Unter den Smartphone-Nutzern in Deutschland – immerhin 85 Prozent der Bevölkerung – stieg die Nutzung von Trackingtools von 18 Prozent im Jahr 2021 auf 23 Prozent im Jahr 2023. Acht von zehn Nutzern setzen dabei zuletzt auf Lösungen von internationalen Big-Tech- oder Consumer-Electronics-Anbietern. Das bedeutet laut Angaben der Umfrageautoren, dass die Vitaldaten von rund 12 Millionen Deutschen auf Servern in den USA und Südkorea gespeichert sind.

Erstmals wurde beim EPatient-Survey nach der am häufigsten verwendeten app- oder web-basierten Gesundheitsanwendung gefragt. Auf Basis von 2.739 Nennungen führen dabei globale Big-Tech- und Social-Media-Plattformen wie Google, YouTube, Apple Health, Samsung, Instagram, Facebook und TikTok mit insgesamt 45 Prozent der Nennungen. Auf Platz 2 liegen die Gesundheitsportale deutscher Medienhäuser mit 24 Prozent, gefolgt von Apps und Webseiten von Krankenkassen mit 14 Prozent sowie Apotheken mit 11 Prozent.

Nutzungshäufigkeit von Gesundheitskursen stagniert

Besonders in der Zielgruppe unter 39-Jährigen sind Big-Tech- und Social-Media-Anbieter sowie -Plattformen deutlich stärker verbreitet als in der Zielgruppe über 60 Jahre (57 Prozent zu 23 Prozent). Ähnlich verhält es sich mit Apps und digitalen Anwendungen von Apotheken, die von Personen unter 39 Jahren doppelt so häufig genutzt werden wie von Personen über 60 Jahren (12 Prozent zu 6 Prozent).

Die Nutzungshäufigkeit von strukturierten Gesundheitskursen und Online-Psychotherapie stagniert, die von Online-Videosprechstunden ging leicht zurück (von 17 auf 14 Prozent). Vier von zehn deutschen Online-Nutzern nutzen zumindest gelegentlich von einer App ihrer Krankenkasse oder Krankenversicherung.

Sind die Ergebnisse besorgniserregend?

„Der EPatient-Survey zeigt besorgniserregende Ergebnisse: Durch die Verzögerung der digitalen Transformation im deutschen Gesundheitssystem setzen sich internationale Internetkonzerne mit ihrem werbe- und datengetriebenen Angebot immer weiter durch, was die Qualität der Kommunikation über Gesundheit und Krankheit massiv beeinträchtigt“, kommentiert Prof. Dr. Klaus Hurrelmann von der Hertie School in Berlin.

Studienleiter Dr. Alexander Schachinger fasst zusammen: „Bislang bleibt einer der deutlichsten globalen und nationalen Digital Health-Innovationspfade, der auf datenbasierter Prävention sowohl für individuelle als auch kollektive Ansätze basiert, den globalen Big-Tech-Playern vorbehalten.“

Der EPatient-Survey rekrutiert seit 2010 jährlich im Schnitt 6.000 Teilnehmende aus dem führenden Kantar-Konsumentenpanel in Deutschland. Die Rekrutierungsquote entspricht dabei der Sozial-, Bildungs- und Regionalstruktur der deutschen Online-Bevölkerung (90 Prozent). Die EPatient Analytics GmbH ist ein Analyse- und Beratungsunternehmen mit Fokus auf dem digitalen Gesundheitsmarkt. Kunden und Partner sind Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft, Forschungsinstitute, Ministerien und Verbände.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.