Greifswalder Uni misst Praxis-QM
In Deutschland gibt es 20 Millionen Patienten mit behandlungsbedürftigen Parodontalerkankungen. Sie alle könnten effektiver behandelt und Zahnverlust vielfach verhindert werden, wenn systematischer diagnostiziert und noch mehr Prophylaxe betrieben würde, erklärt die Deutsche Gesellschaftfür Parodontologie.
Prophylaxe als Baustein der parodontalen Behandlung
Eine umfassende und nachhaltige Prophylaxe ist ein effektiver Baustein parodontaler Behandlung. Was wissenschaftliche Erkenntnisse bereits zeigen, soll nun im Rahmen einer Studie der Universität Greifswald in der Praxis evaluiert werden.
Unter dem Namen QuBe (Qualitätsmanagement durch Benchmarking) hat das Forschungsteam um Prof. Dr. Reiner Biffar ein Instrument entwickelt, durch das individuelle Praxisdaten mit einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage (SHIP-Studie) verglichen werden. Zahnärzte, die sich an der Umfrage beteiligen erhalten eine Analyse der präventiven Ergebnisqualität in ihrer Praxis, anonyme Vergleichswerte zu anderen Studienteilnehmern sowie für das Qualitätsmanagement.
QM misst, bewertet und vergleicht
Welchen Beitrag leisten präventive Maßnahmen in Zahnarztpraxen, wie gut ist die Mundgesundheit der Patienten und wie effektiv sind die Aktivitäten der Zahnarztkollegen im direkten Vergleich? QuBe erhebt, misst und bewertet dies als Teil des Qualitätsmanagements in den Praxen und vergleicht die Ergebnisse mit den Daten der bevölkerungsrepräsentativen SHIP-Studie.
"Gleichzeitig stellen die Ergebnisse eine Hilfe für den Zahnarzt dar, weil er über die Zeit eine genaue Information erhält, wie er seine Extraktionsentscheidungen speziell für sein Praxisklientel - sprich Sozialprofil der Praxis - trifft", sagte Biffar im Gespräch mit den zm.
Praxen, die mit der Abrechnungssoftware DS-Win (Damsoft GmbH) oder Charly (Solutio GmbH) arbeiten, können unkompliziert an der Studie teilnehmen. Andere Abrechnungssysteme werden derzeit entsprechend vorbereitet. Die Teilnahme erfolgt über in der Praxissoftware integrierbare Fragebögen. Für die Auswertung müssen einige Daten über die jeweilige Zahnarztpraxis und die zugehörigen Patienten in zwei kurzen EDV-gestützten Fragebögen erfasst werden.
So wird zum einen die jeweilige Praxis charakterisiert. Zum anderen werden Einflussgrößen, wie Geschlecht, Schulbildung, die für die Generierung der Aussage relevant sind, miteinbezogen. Sobald die Patientenantworten im System stehen, können die Daten für das eigene Qualitätsmanagement der Praxis genutzt werden.
Kostenlose Auswertung für teilnehmende Praxen
Einmal im Quartal schicken die Zahnärzte die gesammelten Daten an die QuBe-Studienleitung und erhalten im Anschluss kostenlos eine Auswertung ihrer Praxisklientel im Vergleich zur Gesamtheit der erhobenen Daten. Daraus wird eine ständig aktualisierte Grafik generiert, das sogenannte Nomogramm. Dieses visualisiert die Vergleichsdaten der eigenen Praxis im Vergleich zu den Daten der SHIP-Studie. Zugriff darauf erhalten die Studienteilnehmer mit ihren persönlichen Zugangsdaten auf der Internetseite qube.uni-greifswald.de.
Wichtiger Beitrag zur wissenschaftlichen Forschung
Durch die Teilnahme an der Untersuchung leisten Zahnärzte einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Forschung, gleichzeitig liefern sie Daten zur Evaluation parodontaler Prophylaxe in deutschen Zahnarztpraxen.
Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Studie wird von der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie e.V. (DGParo) unterstützt. Als wissenschaftliche Fachgesellschaft für parodontale Erkrankungen will die DGParo Zahnärzte dafür sensibilisieren, dass mit einer guten Prophylaxe jeder Zahn erhalten werden kann.
"Die Ergebnisse der QuBe-Studie sind wichtig, um auf die Bedeutung parodontaler Versorgung hinzuweisen. Daher sollten sich möglichst viele Zahnärztinnen und Zahnärzte daran beteiligen“, erläutert Prof. Thomas Kocher. Kocher ist neben Biffar der zweite Forschungsleiter der QuBe-Studie und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie e.V..
Zahnärztinnen und Zahnärzte, die an der Studie teilnehmen wollen, können sich unter der E-Mail-Adresse E-mail:direkt an die QuBe-Studienleitung wenden.