Grippeschutzimpfung in Apotheken
Die AOK und der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) haben dazu den Vertrag für ein entsprechendes Modellprojekt unterzeichnet. Drei Jahre lang wird getestet, ob sich durch Impfungen in Apotheken die Impfquote erhöhen lässt. Das Projekt ist in Dortmund gestartet. Apotheker sind dazu in einer Fortbildung vorbereitet worden. Die Apotheken können AOK-Versicherte über 18 Jahren impfen. Eine Impfung in der Apotheke ist nicht möglich bei einer akuten Infektion, Fieber, Überempfindlichkeit gegen einen Bestandteil des Impfstoffs, bei geplanten operativen Eingriffen in den kommenden drei Tagen, einer Behandlung von Störungen der Blutgerinnung oder in der Schwangerschaft.
Wie der Apothekerverband Westfalen-Lippe meldet, steckt dahinter ein Gesetz vom Frühjahr 2020, das Modellprojekte mit Grippeschutzimpfungen in Apotheken möglich gemacht hatte. Bislang liege die Impfquote in Deutschland bei den über 60-Jährigen bei etwa 35 Prozent; laut Weltgesundheitsorganisation sollten es 75 Prozent sein, meldet der Verband. Weiter heißt es: Erfahrungen anderer europäischer Staaten wie Frankreich, Irland, Norwegen, Schweiz und Großbritannien, in denen bereits in Apotheken geimpft werde, hätten ergeben, dass sich die Impfquote durch eine Beteiligung der Apotheker deutlich steigern ließen. Dabei gehe es nicht darum, die Impfungen der Ärzte zu ersetzen, so der Verband.
Kritik kommt von der Vertragsärzteschaft. So erklärte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Gassen: „Die Durchführung einer Impfung ist und bleibt eine originär ärztliche Aufgabe.“ Damit erteilte er Aussagen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) generell eine Absage, mit dem Impfen in Apotheken die Impfquote verbessern zu wollen. Auch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe sieht das Modellprojekt kritisch: „Die Idee, durch ein niedrigschwelliges Impfangebot in der Apotheke um die Ecke eine höhere Impfquote bei den Grippeimpfungen zu erzielen, halte ich für blauäugig,“ erklärt Vorstandsmitglied Dr. Volker Schrage. „Wir müssen den Patientinnen und Patienten das größtmögliche Maß an Sicherheit, Beratung und Professionalität bieten, um eine noch größere Durchimpfungsquote zu erreichen, und das geht ganz klar nur in den Strukturen der ambulanten ärztlichen Versorgung!“
Bereits im letzten Jahr hatten der Apothekerverband Nordrhein und die AOK Rheinland/Hamburg ein bundesweit erstes Modellprojekt zum Impfen in Apotheken durchgeführt. Weitere gab es in anderen Regionen - in Bayern in der Oberpfalz sowie in Niedersachsen und dem Saarland. Berichten zufolge sind nach ersten Auswertungen sowohl die Geimpften als auch die Apotheker zufrieden mit dem ersten Durchlauf. In diesem Herbst sollen auch in weiteren Regionen entsprechende Modellprojekte an den Start gehen.