Eckpunkte zur Apothekenreform vorgestellt

„Größte Strukturreform seit 20 Jahren“

pr
Politik
Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat Eckpunkte für eine Apothekenreform vorgestellt. Er will das „Apothekensterben“ stoppen und die Zahl der Apotheken auf dem Land erhöhen. Doch es gibt auch Einschnitte.

Zu den wichtigsten Zielen gehört, die Zahl der seit Jahren zurückgehenden Apotheken wieder zu erhöhen. Das „Apothekensterben“ solle nicht nur aufgehalten werden, sondern es solle auch mehr Apotheken auf dem Land geben, wird der Minister in Medienberichten zitiert. Er sprach von „der größten Strukturreform der Apotheken seit 20 Jahren“. Gestern wurde auch mit der Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Gabriele Overwiening, beraten. Der erste Gesetzesentwurf wird für Anfang 2024 erwartet.

Nach einem Bericht im Handelsblatt will der Minister im Kern Geld zugunsten der Landapotheken umverteilen und den Aufbau von Zweigapotheken fördern. Dafür will er künftig die Telepharmazie ermöglichen. Damit soll eine Arzneimittelabgabe auch ohne approbierten Apotheker vor Ort möglich sein, wenn sich eine Pharmazeutisch-Technische Assistentin (PTA) bei Bedarf per Video Unterstützung holen kann, heißt es. Für die Abgabe von Betäubungsmittel, das Impfen und die Herstellung von bestimmten Arzneimitteln soll allerdings weiterhin ein Apothekervorbehalt gelten.

300 Millionen Euro sollen umverteilt werden

Geplant ist dem Bericht zufolge auch eine Anpassung der Honorare, die Filialen in ländlichen Regionen besserstellen soll und möglicherweise jene in der Stadt benachteiligen kann. Demnach soll das Fixum in 2025 auf 8,54 Euro angehoben werden und im Jahr 2026 auf 8,73 Euro. Im Gegenzug soll aber der prozentuale Zuschlag von derzeit drei Prozent auf den Herstellerabgabepreis schrittweise auf zwei Prozent gesenkt werden. Das würde vor allem Apotheken mit vielen hochpreisigen Arzneimitteln hart treffen, heißt es. Insgesamt sollen so 300 Millionen Euro umverteilt werden.

Für die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) zeigen sich in den Plänen erste Kompromisslinien. ABDA-Präsidentin Gabriele Owerwiening konstatiert aber nach wie vor „viele Unterschiede in den Denkweisen“, wie die Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ) berichtet. Vor allem den Plänen, dass die Arzneimittelversorgung in den Apotheken teilweise auch ohne Präsenz von Apothekerinnen und Apothekern stattfinden soll, werde man sich vehement entgegenstellen. Und es fehle an einer sofort greifenden Anpassung der Vergütung. Die ABDA will den Dialog mit dem Ministerium darum weiter fortsetzen.

Im November gab es eine große Apotheker-Streikwelle. Es hatten zehntausende Apotheker und ihre Teams gegen die bereits im Sommer bekannt gewordenen ersten Pläne Lauterbachs für eine Apothekenreform protestiert, um sich für eine wohnortnahe Versorgung durch die inhabergeführten Apotheken vor Ort einzusetzen.

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