Markantes Kinn, hervorstehende Unterlippe, herabhängende Nase

Habsburger Kiefer beruht auf Inzucht

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Gesellschaft
Mit internationalen MKG-Chirurgen haben Forscher auf Basis 66 gemalter Historienporträts von Adligen die Gesichtsdeformitäten der Habsburger Dynastie analysiert: Schuld am Defekt war Inzucht, kein dominantes Gen.

Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Inzucht und dem "Habsburger Unterkiefer"

Der Habsburger Kiefer bzw. die Habsburger Lippe

Wikipedia

Die Auswahl der Bilder erfolgte nach zwei grundlegenden Kriterien: 1. Die Verfügbarkeit hochwertiger Bilder aus bedeutenden Kunstmuseen – fast 70 Prozent sind Fotografien von Gemälden, die derzeit im Prado-Museum in Madrid und im Kunsthistorischen Museum in Wien aufbewahrt werden –, was den Zugang zu zuverlässigen Informationen über jedes der Gemälde und deren Zuordnung zu einem bestimmten Maler ermöglicht.  2. In den meisten Fällen wurde historisch bestätigt, dass der Maler die dargestellte Person persönlich gesehen hat. Anhand dieser Bilder

Alle Porträts zeigten eine realistische Darstellung des menschlichen Gesichts

Besonders auffällig:die extreme Unterlippe und die herabhängende Nasenspitze

Die Unterkiefer-Fehlbildungen waren am stärksten bei Philip IV. ausgeprägt, zwischen 1621 und 1640 Herrscher über Spanien und Portugal. Der letzte spanische Habsburger-König Karl II. – er regierte von 1665 bis 1700 – besaß eine besonders extreme Oberkiefer-Fehlbildung.

Inzucht oder ein dominantes Gen?

Zusätzlich analysierten die WissenschaftlerInnen den Stammbaum der Habsburger – 6.000 Mitglieder und 20 Generationen. Sie bestimmten die Verwandtschaftsbeziehungen, um das Ausmaß der Inzucht in der Familie zu ermitteln, und verglichen das Ergebnis mit der Porträtanalyse.

Ja, es war Inzucht!

Gerade der hervorstehende Unterkiefer verrät die enge Verwandtschaft

Sein Team stellte fest, dass insbesondere jene Familienmitglieder ausgeprägte Fehlbildungen besaßen, deren Vorfahren besonders eng verwandt waren. Das untermauert die These, dass die typischen Gesichtszüge der Habsburger tatsächlich auf Inzucht zurückgehen. Besonders der hervorstehende Unterkiefer verrät demnach enge Verwandtschaftsbeziehungen, auch bei der Habsburger Nase und Unterlippe fand man einen Zusammenhang, allerdings ist der nicht so auffällig.

Die Unterkiefer-Fehlbildungen werden rezessiv vererbt

Die genetischen Grundlagen der Fehlbildungen lassen sich bisher nicht klar ermitteln. Die WissenschaftlerInnen sind sich jedoch sicher, dass die Unterkiefer-Fehlbildungen rezessiv vererbt werden. Das bedeutet, dass das Merkmal bei einem Kind nur auftritt, wenn es die genetische Anlage von beiden Elternteilen geerbt hat. Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt, wenn zwei nähere Verwandte, die oftmals beide das rezessive Merkmal tragen, ein gemeinsames Kind bekommen.

Klinische Analyse/ Methode

Román Vilas, Francisco C. Ceballos, Laila Al-Soufi et al.: Is the “Habsburg jaw” related to inbreeding?, in Annals of Human Biology, Published online 2 December 2019.

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