Hauptsache, die Kohle stimmt!
Für die „GenZ“ stehen bei der Berufswahl gute Verdienstmöglichkeiten an erster Stelle, der gesellschaftliche Zweck des Berufs ist nachrangig. So lautet ein überraschendes Befragungsergebnis, teilen die Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD) mit. Die Umfrage zeige aber auch, dass jungen Menschen unter 25 Jahren eine moderne Ausrichtung ihrer Ausbildung wichtig ist. Das ist demzufolge aber nicht immer der Fall. Häufig bestehe „gerade bei der Berufsausbildung eine Diskrepanz zwischen dieser Erwartungshaltung der jungen Menschen und der Realität in deutschen Unternehmen“.
Für vier von fünf jungen Menschen sind die Verdienstmöglichkeiten demnach besonders wichtig (81 Prozent), ebenso die Aussicht auf eine gute Work-Life-Balance (74 Prozent) und abwechslungsreiche Tätigkeiten (71 Prozent). Das Image oder der gesellschaftliche Sinn und Zweck des Berufs sind demgegenüber nur für rund die Hälfte der Befragten wichtig bis sehr wichtig (jeweils 55 Prozent). Die Möglichkeit, Führungsverantwortung zu übernehmen (50 Prozent) oder zu gründen beziehungsweise sich selbstständig zu machen (40 Prozent) spielen hingegen eine untergeordnete Rolle.
Eine Ausbildung ist fast immer eine Option
Auch wenn eine knappe Mehrheit der jungen Menschen (59 Prozent) davon ausgeht, mit einem Studium bessere Aussichten auf gute Verdienstmöglichkeiten zu haben, sehen mehr als zwei Drittel (67 Prozent) im Vergleich dazu mit einer Ausbildung eine gleiche oder bessere Aussicht auf eine gute Work-Life-Balance. Drei von vier sehen außerdem mit einer Ausbildung gleiche oder sogar bessere Chancen auf abwechslungsreiche Tätigkeiten (74 Prozent) und einen hohen gesellschaftlichen Sinn (73 Prozent) des späteren Berufs. „Ausbildung ist für junge Menschen fast immer eine Option“, schreibt die Autoren. „Nur jeder Zehnte derjenigen, der bis jetzt noch keine Berufsausbildung begonnen hat, kann sich diese überhaupt nicht als Bildungsweg vorstellen (9 Prozent).“
Als die wichtigsten Gegenargumente gegen eine Ausbildung werden geringe Verdienstmöglichkeiten (42 Prozent) sowie fehlende Flexibilität bei der Berufswahl (35 Prozent) angeführt. Die ausbleibenden Verdienstmöglichkeiten benennen 47 Prozent der Mädchen und Frauen, aber nur 38 Prozent der Jungen und Männer, die fehlende Flexibilität 48 Prozent der Mädchen und Frauen und nur 21 Prozent der Jungen und Männer. Für gut jeden Vierten (26 Prozent) hat eine Ausbildung ein geringeres Prestige als ein Studium.
Die Bewerbung muss mit einem Klick möglich sein
Doch was überzeugt die junge Generation am stärksten davon, sich auf einen Ausbildungsplatz zu bewerben? Am wichtigsten sind eine Übernahmeperspektive und das Gefühl, dass das Unternehmen junge Menschen versteht (jeweils 68 Prozent). Aber auch die niedrigsschwellige Form der Bewerbung (etwa nach dem sogenannten One-Click-Prinzip) ist ein Faktor und wichtiger als persönliche Empfehlungen von Familien und Freunden, führt der Verband aus. Die Vereinfachung des Bewerbungsprozesses – wie ihn sich 49 Prozent der Befragten wünschen – ist also eine einfache Möglichkeit für Betriebe, um mehr Bewerbungen zu erhalten.
Kommt es zum Vertragsabschluss, erwarten die jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neben finanziellen Anreizen (72 Prozent) moderne Lehr- und Lernkonzepte (67 Prozent) sowie einen angenehmen Rekrutierungs-/Einstellungsprozess (65 Prozent). Aktuell wird diese Erwartungshaltung noch oft enttäuscht, zeigt die Auswertung der Angaben jener Befragten, die sich aktuell in einer Ausbildung befinden oder diese bereits abgeschlossen haben (53 Prozent). Am größten ist die Diskrepanz bei den finanziellen Anreizen, die nur 39 Prozent genießen können, moderne Lernkonzepten erlebten bisher 40 Prozent, moderne IT-Ausstattung ist für 38 Prozent Alltag, obwohl sich 54 Prozent dies besonders wünschen. Es bleibt also noch reichlich Verbesserungspotenzial, bilanziert der WJD und gibt den Tipp: „Gerade Unternehmen, die nicht mit einem hohen Gehalt punkten können, müssen moderne Strukturen etablieren.“
Die repräsentative Online-Befragung wurde vom 5. bis 10. September 2023 durchgeführt. Die 1.012 Befragten (49 Prozent männlich) waren zwischen 15 und 25 Jahre alt und wurden aus den INNOFACT-Konsumenten-Panel rekrutiert. Eine Zufallsstichprobe wurde per E-Mail zur Befragung eingeladen.