Universität Tübingen

Herdenimmunität: Wegen Delta erst ab Impfquote von 90 Prozent

LL/ck
Gesellschaft
Eine Tübinger Studie zeigt: Damit sich die Delta-Variante des Coronavirus selbst bei Aufhebung aller Kontakteinschränkungen nicht weiter ausbreiten kann, müssten etwa 90 Prozent der Bevölkerung geimpft sein.

Studien zufolge ist die Schutzwirkung der Impfstoffe gegen die Delta-Variante im Vergleich zu vorherigen Varianten und dem Wildtyp geringer. Etwa 90 Prozent der gesamten Bevölkerung müssten geimpft sein, damit sich die grassierende Delta-Variante des Coronavirus selbst dann nicht weiter ausbreiten kann, wenn alle Kontakteinschränkungen aufgehoben würden. Das ist eine der Schlussfolgerungen des Tübinger Epidemiologen Prof. Dr. Martin Eichner, der im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg eine neue Studie vorgelegt hat.

Untersucht wurden BioNTech, Moderna und AstraZeneca 

Per Literaturrecherche ermittelten die Tübinger Forscher die Wirksamkeit der Impfstoffe von BioNTech, Moderna und AstraZeneca  ermittelt. Bei BioNTech fällt die Wirksamkeit bei Delta von 77-95 Prozent auf 54-80 Prozent.  Bei Moderna ging sie von 82-100 Prozent auf 51-87 Prozent zurück. Und bei AstraZeneca sank sie auf 67 Prozent, während sie zuvor 51 bis 79 Prozent betrug. Für den Impfstoff Janssen lagen noch keine Zahlen keine Zahlen vor.

Die Epidemiologen legten dabei ihren Berechnungen Wirksamkeitswerte von 60 Prozent (pessimistisch), 70 Prozent (mittlerer Wert) und 80 Prozent (optimistisch) zugrunde. Sie gingen dabei davon aus, dass die meisten Infektionen bei ungeimpften Personen auftreten: Ihr Anteil liege derzeit zwischen 64 bis 78 Prozent aller Infektionen.

Bei der optimistischen Annahme müssten 86,9 Prozent der gesamten Bevölkerung geimpft sein, damit sich die Delta-Variante in einer Bevölkerung nicht weiter ausbreitet – auch, wenn alle Kontakteinschränkungen aufgehoben würden. Bei einer mittleren Impfwirksamkeit müssten es 93,3 Prozent geimpft sein und bei der pessimistischen Annah­me müsste die Bevölkerung komplett geimpft sein, um die Verbreitung des Virus zu stoppen und die Maßnahmen aufheben zu können. Berichtüber die Erstellung einer strukturierten Literaturrecherche zur Rolle der Geimpften am SARS-CoV-2-Pandemiegeschehen.

Die weiteren Erkenntnisse

  • Die Infektiosität von geimpften Infizierten ist um etwa 40 Prozent niedriger als von nichtgeimpften Infizierten.

  • Generell schützt die Impfung gesunde, junge besser als ältere, multimorbide Menschen – deshalb ist die Auffrischungsimpfung gerade für die Älteren so wichtig.

  • Auffrischungsimpfungen helfen, ältere und multimorbide Patienten vor einer Erkrankung zu schützen und vermindern Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen.

  • Auch wenn es viel mehr geimpfte Personen in der Bevölkerung gibt als Nichtgeimpfte, so dominieren doch die Nichtgeimpften die Übertragungssituation: Von der nichtgeimpften Minderheit gehen etwa 64 bis 78 Prozent aller Infektionen aus.

Was bedeutet Wirksamkeit bei Impfstoffen?

Quelle: RKI

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