Hier putzen täglich 400 Schüler
„Es war eine Duplizität der Ereignisse“ erzählt uns Andreas Wiedemann, Schulleiter der Grundschule „In der Alten Forst“ in Hamburg-Eißendorf : Die Zahnärztekammer schob das Projekt in der Schulbehörde an, und gleichzeitig erfuhr er von einem positiven Beispiel aus Schleswig-Holstein, dem er nacheifern wollte. So kamen er und die Kammer zusammen. Gemeinsam berieten sie, wie man eine tägliche Putzzeremonie für - immerhin - 400 Kinder im Ganztagsbetrieb einführen kann.
Dunstabzugshauben dienen als Equipment
Fest stand nur: Für spezielle Zahnputzbecken gab es definitiv keinen Raum - weder im wörtlichen Sinne, noch finanziell. Schnell wurden die wichtigen „Komponenten“ ausgemacht. Erstens: die Verbrauchsmittel. Dafür fanden sich Procter&Gamble als Sponsor für das erste Jahr. 2.000 Tuben Zahnpasta schickte die das Unternehmen bereits in die Schule. Zweitens: ein Platz für die Bürsten.
Gesucht wurde eine Art hygienischer Ständer, damit sich die Köpfe der Bürsten nicht berühren. Schnell zu reinigen und gleichzeitig platzsparend sollte er sein. Das ungewöhnliche Ergebnis: Wiedemann hat bei einem schwedischen Möbelhaus Tabletts erworben. Im Baumarkt fand er Lüftungskanäle von Dunstabzugshauben. Not macht bekanntlich erfinderisch. Die Kanäle hat er kurzerhand durchbohrt und so die Löcher für die Bürsten geschaffen. In der Spülmaschine könne der Eigenbau schnell gereinigt werden, versichert er uns.
Aber jetzt zum Putzen. Das funktioniert so: Die Kinder gehen zum Essen und danach weiter mit ihrer Erzieherin zum Zähneputzen. Die Erzieherin hat das Tablett und teilt die Bürsten aus. Nach dem Putzen wandert das Tablett wieder in den Schrank. Geschult wurde bisher noch keine Erzieherin, berichtet Wiedemann. Dafür komme aber noch extra die LAJH in die Schule.
Erstmal müssen die täglichen Abläufe funktionieren
Jetzt gehe es erst mal darum, dass die täglichen Abläufe mit 400 Kindern funktionieren. Ziel sei schließlich, dass noch mehr der insgesamt 200 Hamburger Grundschulen von dem Pilotprojekt profitieren. Die Evaluation wird dann zusammen mit der Zahnärztekammer und der Schulbehörde gemacht.
„Ich freue mich, dass wir den ersten Schritt zu einer grundsätzlichen Einbindung des Zähneputzens in den Hamburger Ganztagschulen gehen konnten", sagt Konstantin von Laffert, Präsident der Zahnärztekammer Hamburg. "Die DMS V zeigt, dass mit der vermehrten Zahnpflege in der Bevölkerung in den letzten 20 Jahren die Mundgesundheit deutlich verbessert werden konnte. Die Gruppe der 12-Jährigen ist inzwischen zu 81,6 Prozent kariesfrei, vor 20 Jahren waren das lediglich halb so viel. Diesen Erfolg wollen wir zukünftig durch eine Ausweitung des Projektes „Kariesfreie Schule“ in allen sieben Hamburger Bezirken weiter fortführen."
Die Grundschule In der Alten Forst in Eißendorf, Hamburg, hat 22 Klassen und vier Vorschulklassen. Zurzeit besuchen etwa 590 Kinder die Schule, die von 39 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden. In der Kita, die sich auch auf dem Gelände befindet, wird bereits geputzt. Doch sobald die Kinder in die Schule kamen, wurde das gelernte Ritual gebrochen. Das störte den SchulleiterAndreas Wiedemann, weil die Kinder bei ihm im Zweifelsfall morgens um sechs in der Frühbetreuung abgegeben werden und abends um 18 Uhr abgeholt werdenkönnen. Wenngleich nur wenige Kinder diesen langen Zeitraum beanspruchen, gibt es viele, die von acht Uhr bis 16 Uhr in der Schule sind. „Für diese Kinder ist es gut, wenn sie mittags Zähne putzen können. Man kann sich ja auch nicht immer darauf verlassen, dass das morgens zu Hause geschieht“, sagte Wiedemann.