Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Höhere Steuern würden Leben retten

Susanne Theisen
Gesellschaft
Auf Alkohol und zuckergesüßte Getränke werden weltweit nur geringe Steuern erhoben, kritisiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das verursache viele unnötige Todesfälle.

Alkohol kostet nach Angaben der WHO jedes Jahr 2,6 Millionen Menschenleben. Aufgrund ungesunder Ernährung, zum Teil durch den Konsum von Softdrinks, sterben mehr als 8 Millionen Menschen. Trotzdem schaffe eine Mehrheit der Staaten keine Anreize für ein gesünderes Verhalten durch Steuern, schreibt die WHO im Zuge der gestrigen Veröffentlichung ihres Handbuchs zur Alkoholbesteuerung.

In Europa wird vor allem der Wein geschont

So hätten zwar mindestens 148 Länder auf nationaler Ebene Verbrauchssteuern auf alkoholische Getränke erhoben, Wein sei jedoch in mindestens 22 Ländern von der Verbrauchssteuer befreit, insbesondere in Europa. Im weltweiten Vergleich macht die Verbrauchssteuer am Preis der meistverkauften Biermarke nach Berechnungen der WHO im Durchschnitt einen Anteil von 17,2 Prozent aus. Bei der meistverkauften Spirituosenart liege er bei 26,5 Prozent.

Die WHO führt eine Studie aus dem Jahr 2017 an: Sie zeigt, dass Steuern, die die Alkoholpreise um 50 Prozent erhöhen, dazu beitragen, über einen Zeitraum von 50 Jahren mehr als 21 Millionen Todesfälle zu verhindern und fast 15,75 Billionen Euro an zusätzlichen Einnahmen zu generieren.

Die Gesundheitsorganisation führt das Beispiel Litauen an. Hier habe die Regierung 2017 die Alkoholsteuer erhöht. Dadurch habe das Land die Einnahmen aus der Alkoholsteuer von 234 Millionen Euro im Jahr 2016 auf 323 Millionen Euro im Jahr 2018 erhöht. Zudem sei ein Rückgang der alkoholbedingten Todesfälle von 23,4 pro 100.000 Menschen (2016) auf 18,1 pro 100.000 Menschen (2018) zu verzeichnen gewesen.

Wasser sollte ausgenommen werden

Obwohl die WHO in 108 Ländern eine Besteuerung von zuckergesüßten Getränken feststellen konnte, machte die durchschnittliche Verbrauchssteuer weltweit nur 6,6 Prozent des Preises der Softdrinks aus. Ein weiterer Kritikpunkt: Die Hälfte aller betrachteten Länder, die zuckergesüßte Getränke besteuern, besteuern auch Wasser. Das sei aus gesundheitsfördernder Perspektive nicht empfehlenswert.

Das WHO-Handbuch zur Alkoholbesteuerung ergänzt eine Reihe von bereits veröffentlichten Steuerhandbüchern, unter anderem zu Tabak und zuckergesüßten Getränken. Sie sollen Staaten dabei unterstützen, eine gesundheitsfördernde Steuerpolitik in diesen Bereichen umzusetzen.

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