Holetschek fordert Transparenz bei MVZ
„Medizinische Versorgungszentren bergen neben allen Vorteilen das Risiko, dass renditeorientierte Investoren Einfluss auf die Gesundheitsversorgung nehmen", verdeutlichte der Minister gestern. Aber Profit dürfe nie die treibende Kraft hinter gesundheitlichen Angeboten sein. Holetschek: "Der Patient ist und bleibt zentral. Die kommende Bundesregierung muss hier rasch handeln. Die bisherigen Schutzmaßnahmen reichen nicht aus.“
Trägerstrukturen müssen öffentlich ersichtlich sein
Holetschek, der auch Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz ist, erläuterte: „Wir brauchen zunächst größtmögliche Transparenz. Der Bund ist gefordert, dafür zu sorgen, dass Inhaber- und Trägerstrukturen der MVZ öffentlich ersichtlich sind."
Denkbar sei, ein MVZ-Register einzuführen und eine Kennzeichnung für Patienten zum Beispiel auf dem Praxisschild verpflichtend zu machen. Bisher seien die entsprechenden für Ärztinnen und Ärzte geltenden Vorschriften nicht unmittelbar auf die Kapitalgesellschaften der Träger anwendbar. Hier sollte nachgesteuert werden.
Zahlen und Fakten
Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) gibt es in Bayern im vertragsärztlichen Bereich mittlerweile 860 MVZ (Stichtag 1. Oktober 2021). Allein seit 2015 wuchs ihre die Zahl um 447 (+108,27 Prozent). Im vertragszahnärztlichen Bereich gibt es vergleichbare Entwicklungen: Seit 2015 stieg nach Angaben der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB) die Zahl zahnärztlicher MVZ in Bayern von 87 auf 219 (+151,72 Prozent, Stichtag: 30. September 2021). Im Bundesvergleich weist Bayern eine erhöhte MVZ-Dichte auf.
Laut Holetschek leisten MVZ leisten grundsätzlich zwar einen wichtigen Beitrag in der Versorgung: "Eine an medizinischen Leitlinien orientierte flächendeckende Versorgung darf durch Renditeerwartungen von Investoren hinter den MVZ nicht gefährdet werden." Es sei Aufgabe des Staates, steuernd einzuwirken und möglichen Fehlentwicklungen vorzubeugen.