Hufeland-Preis in Berlin verliehen
Im Berliner Hotel Adlon wurde heute der von der Deutschen Ärzteversicherung gestiftete und von Bundesärztekammer, Bundeszahnärztekammer und Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. mitgetragene Hufeland-Preis verliehen.
Preis für Erkennung und Intervention bei Entwicklungsgefährdungen
Zur Arbeit: Für ein Modellprojekt wurden 12 Kitas in sozial benachteiligten Regionen ausgewählt. In diesen Kitas wurde zunächst ein valides Testverfahren zur Früherkennung kindlicher Entwicklungsgefährdungen eingeführt, das übertragbar ist.
In einer schriftlichen Befragung bewerteten 97 Prozent der teilnehmenden 71 Erzieherinnen das Testverfahren als hilfreich. Das angebotene Training zur standardisierten Durchführung wurde von 94 Prozent der Befragten positiv bewertet. Von der großen Mehrheit wurde das Testverfahren als geeignet zur Erkennung von Anzeichen von Entwicklungsgefährdungen und als gut übertragbar in den Kita-Alltag bewertet.
In einem zweiten Schritt wurden die teilnehmenden Kinder (n = 870, Alter 3 bis 6 Jahre; Teilnahmequote: 92,4 Prozent) auf der Ebene der Kitas cluster-randomisiert in eine Interventions- und eine Kontrollgruppe. Die Interventionsgruppe erhielt über 20 Wochen ein evidenzbasiertes modulares Interventionsprogramm zur Förderung der kindlichen Entwicklung in den Bereichen Motorik, Sprache und soziale-emotionale Entwicklung.
Das Präventionsprogramm wurde von den Erzieherinnen selbst angewendet. Alle Übungen wurden so ausgewählt, dass sie altersübergreifend durchgeführt werden konnten und sich leicht in den Kita-Alltag integrieren ließen. Im Ergebnis erzielten die Kinder in der Interventionsgruppe, die zum ersten Messzeitpunkt eine Entwicklungsgefährdung aufwiesen, zum zweiten Messzeitpunkt im Bereich der Gesamtentwicklung ein durchschnittlich besseres Testergebnis als Kinder der Kontrollgruppe.
Montgomery lobte doppelten Ansatz der Arbeit
Grußworte hielten bei der Verleihung unter anderem der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Frank Ulrich Montgomery, sowie die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesgesundheitsminister, Annette Widmann - Mauz (CDU).
Laut Montgomery sei positiv hervorzuheben, dass in der ausgezeichneten Arbeit sowohl ein diagnostischer als auch ein therapeutischer Ansatz stecke. Montgomery: "Ich wünsche mir, dass wir in dieser Legislaturperiode ein Präventionsgesetz erleben werden." Das Bundesgesundheitsministerium befasse sich gerade mit spezifischen Fragen in Vorbereitung auf ein solches Gesetz, entgegnete die Parlamentarische Staatssekretärin. Der erste Entwurf hierfür soll noch in diesem Jahr vorgestellt werden.
Die seit 1959 bestehende Stiftung „Hufeland-Preis“ schreibt jährlich einen mit 20.000 Euro dotierten Preis für die beste wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Präventivmedizin aus. Der „Hufeland-Preis“ gilt als der wichtigste Medizinerpreis auf diesem Gebiet in Deutschland.
Der Preis ist nach dem 1762 in Langensalza geborenen und 1836 in Berlin verstorbenen Arzt Wilhelm Christoph Hufeland benannt. Er war ein Pionier auf dem Gebiet der Präventivmedizin und gilt als einer der bedeutendsten Ärzte seiner Zeit. An der jährlichen Ausschreibung können Ärzte und Zahnärzte teilnehmen, die im Besitz einer deutschen Approbation sind. Die Vergabe erfolgt nach einer notariellen Ausschreibung und einem sich daran anschließenden Auswahlverfahren durch ein Preisrichter-Kollegium, dem hochkarätige Wissenschaftler verschiedener medizinischer Fachrichtungen angehören.
Professor Dr. Wolfgang Hoffmann und Dr. Marco Franze arbeiten am Institut für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald und Dipl.-Psych. Annika Gottschling-Lang an der Medizinischen Hochschule Hannover.