Famulatur in Polynesien

„Hu’u!" Post aus Tonga - Teil 2

Ly Cao, Natalia Strojny
Gesellschaft
Nach 45-stündiger Anreise erreichten die beiden Greifswalder Zahnmedizinstudentinnen endlich ihr Ziel: das Königreich Tonga. Von den Erlebnissen ihrer Famulatur berichten sie hier.

Unsere Famulatur begannen wir an der Zahnklinik des Vaiola Hospital auf der Hauptinsel Tongatapu. Hier verbrachten wir unsere ersten zwei Wochen. Das Vaiola Hospital befindet sich in der Hauptstadt Tongas, Nuku'alofa und zwar nicht zentral, eher südlich am Stadtrand, aber das ist kein Problem! Denn die öffentlichen Verkehrsmittel sind hier gut strukturiert, es gibt einen extra Bus der zwischen Zentrum und dem Krankenhaus pendelt. Den nahmen wir jeden Morgen und haben hier schon die Gastfreundschaft der Tongaer immer wieder zu spüren bekommen. Vor allem die uniformierten Schulkinder sind im Bus und an den Haltestellen für uns aufgestanden und haben uns Platz gemacht. Das war uns schon fast unangenehm! Andere waren an unserer Herkunft interessiert und haben sich erkundigt, ob alles O.K. sei und ob es uns gut geht - nicht nur im Bus, auch in Restaurants, Bars, auf Märkten. Wir fühlten uns also in den ersten Tagen schon sehr willkommen und waren gespannt auf das Klinikteam!

Angekommen in der Zahnklinik begrüßte uns herzlich Dr. Amanaki Fakakovikaetau, Chefarzt der Zahnklinik. Von ihm bekamen wir eine Einführung in die zahnmedizinische Versorgung im Königreich. Er erklärte uns, dass es in den staatlichen Zahnkliniken auf den großen Inseln drei Hauptarbeitsgruppen gibt. Die Erste behandelt die Patienten in den Räumlichkeiten der Klinik, die zweite Gruppe führt das Mali-Mali Programm mit den Kindern durch (zm-online berichtete) und die dritte Gruppe ist für die zahnmedizinische Versorgung in den Health-Care-Zentren in abgelegeneren Orten und kleineren Inseln verantwortlich.

Zurück zur Klinik! – Wir kamen vom Staunen nicht mehr heraus, denn der erste Eindruck der Klinik war sehr positiv, sie war ziemlich gut ausgestattet! In unserer Vorstellung sah die Klinik eben wie eine „typische“ Dritte-Weltland-Klinik aus. Stattdessen: alles wirkte sauber und strukturiert, jeder kannte seine Aufgaben, es gab richtige Behandlungseinheiten, steril verpackte Instrumente, sogar Digitales Röntgen. Die neun Behandlungseinheiten befinden sich in einem großen Raum, aber eigentlich hat die Klinik eine Behandlungseinheit mehr. Die zehnte Einheit steht in einem privaten Raum, reserviert für die Behandlungen des Königs Tupou VI.! Von den neun Einheiten werden zwei den ausländischen Studenten überlassen, die restlichen besetzen die einheimischen Zahnärzte, sowie die „Dental Therapists“.

Das Ärzte-Team in Tongatapus Zahnklinik besteht aus einer Prothetikerin, einem Kieferorthopäden, dem Chef als Kieferchirurgen, drei Zahnärztinnen, die hauptsächlich Füllungstherapien machen, einem Zahnarzt, der sich auf Wurzelbehandlungen konzentriert, einige "Dental Therapists" die für den Schmerzdienst zuständig sind und hauptsächlich extrahieren. "Dental Therapist" gibt es bei uns in Deutschland so nicht. Man studiert es, drei Jahre lang, und danach ist man befähigt, fast allen zahnärztlichen Tätigkeiten nachzugehen. Der einzige Unterschied zum Zahnarzt, dessen Ausbildung fünf Jahre dauert ist, dass "Dental Therapists" keine Endotologie machen dürfen. Beide Studiengänge werden nur auf den Fidschis und auf Englisch angeboten, sodass Tongaische Zahnmediziner sehr gutes Englisch sprechen. Das erleichterte unseren Einsatz extrem! Ebenfalls die Tatsache, dass die Amtssprache hier Tongaisch, aber auch Englisch ist. Nur bei den älteren Generationen hatten wir ab und an Verständigungsprobleme gehabt.

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