Individuelle Gesundheitsleistungen

IGeL-Monitor bewertet 31 von 60 Selbstzahlerleistungen negativ

ao
Allgemeinmedizin
Selbstzahlerleistungen beim Arzt haben oft nicht den versprochenen Nutzen, sondern können sogar schädlich sein, etwa bei Knie- und Hüft-Behandlungen. Davor hat der Medizinische Dienst Bund der Krankenkassen gewarnt.

So verursachen zum Beispiel Spritzen gegen Knie- oder Hüftschmerzen wegen Arthrose regelmäßig Schäden, wie der Medizinische Dienst Bund (MD Bund) der Krankenkassen bei der Präsentation des neuen IGeL-Monitors mitteilte. „Bei der Auswertung der Studien zu Hyaluronsäure-Injektionen bei Hüft- und Kniegelenksarthrosen zeigt sich, dass der Schaden den Nutzen überwiegt“, sagte Dr. Stefan Lange, Bereichsleiter Evidenzbasierte Medizin beim MD Bund, am Dienstag in Berlin.

Hyaluronsäure-Injektionen bei Knie- und Hüftgelenksarthrose „negativ“ bewertet

Jedes Jahr geben gesetzlich Versicherte laut MD Bund mindestens 2,4 Milliarden Euro für sogenannte individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) aus, die sie privat bezahlen müssen. Knapp 400 Millionen Euro gehen dabei allein auf das Konto von orthopädischen Leistungen.

Ein wissenschaftliches Team des Igel-Monitors hat deshalb genauer hingeschaut und ist zu dem Fazit gekommen, dass Hyaluronsäure-Injektionen bei Knie- und Hüftgelenksarthrose „negativ“ zu bewerten sind. „Das Risiko für unerwünschte Ereignisse ist deutlich erhöht. Die damit verbundene Schmerzreduktion ist so minimal, dass sie klinisch nicht von Bedeutung ist“, sagte Lange. Folgen könnten Gelenkentzündungen oder Herzbeschwerden sein.

Bei Behandlungen mit der sogenannten extrakorporalen Stoßwellentherapie gegen Tennisarm und Kalkschulter ist laut MD Bund der Nutzen „unklar“. Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors konnte demnach nur wenige aussagefähige Studien zum Einsatz der Stoßwellentherapie hierfür finden. Zum Teil seien die Studien zu widersprüchlichen Ergebnissen zum Nutzen und Schaden der Extrakorporalen Stoßwellentherapie gekommen, hieß es. 

Wie der MD Bund weiter ausführte, wurden von 60 im Zuge des Monitors geprüften IGeL 31 Leistungen mit „tendenziell negativ“ oder „negativ“ bewertet. Bei 26 ist demnach das Ergebnis unklar, da es für ihren Nutzen zumeist keine ausreichende Evidenz gibt. Nur drei Selbstzahlerleistungen schnitten mit „tendenziell positiv“ ab.

MD Bund fordert mehr Aufklärung der Patienten über Risiken

Der MD Bund kritisiert, dass die Patienten in den Praxen oftmals nicht über „Schadensrisiken" aufgeklärt würden. „Die Praxen sollten verpflichtet werden, unabhängig erstellte wissenschaftsbasierte Bewertungen und Informationen regelhaft anzubieten“, forderte Dr. Stefan Gronemeyer, Vorstandsvorsitzender des Medizinischen Dienstes Bund. Darüber hinaus sollten IGeL nicht an dem Tag erbracht werden dürfen, an dem sie angeboten werden, so Gronemeyer.

Das Wissenschaftsteam des IGeL-Monitors bewertet seit über zehn Jahren evidenzbasiert den Nutzen und Schaden von Individuellen Gesundheitsleistungen und bereitet die Informationen für die Versicherten verständlich auf. Ziel ist laut MD Bund, den Patientinnen und Patienten eine wissenschaftsbasierte Entscheidungshilfe für oder gegen den Kauf einer IGeL anzubieten.

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