Im Zentrum steht die ambulante Medizin
Zum Wintersemester 2021/22 wird an der Universität Bielefeld ein humanmedizinisches Studium als Modellstudiengang errichtet. Die ersten 60 Studierenden können dann ihr Studium beginnen. Ab etwa 2025 sollen die Kapazitäten dann auf rund 300 Studierende pro Jahr erweitert werden. Neben der kontinuierlichen Vorbereitung auf alle Anforderungen des ärztlichen Arbeitsalltags soll beim Medizinstudium in Bielefeld vor allem die ambulante Medizin berücksichtigt werden. Ziel: die bessere ärztliche Versorgung in der Region und in der Fläche.
NNRW will für das Berufsbild des Hausarztes begeistern
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat den Studiengang jetzt genehmigt. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann sagte dazu: „Der neue Modellstudiengang wird vor allem eine allgemeinmedizinische Ausbildung im Fokus haben. Unser Ziel ist, die Studierenden für das Berufsbild des Hausarztes zu begeistern. Und wenn wir über den sogenannten Klebeeffekt die hausärztliche Versorgung – insbesondere in der Region – stärken, freut es mich umso mehr.“
Auch aus Sicht der Ärztekammer Westfalen-Lippe hat der Studiengang eine große Bedeutung: Vor allem vor dem Hintergrund des gravierenden Ärztemangels sei die Einrichtung einer medizinischen Fakultät in Bielefeld perspektivisch wichtig für die Versorgungssituation in der Region, erklärte Ärztekammerpräsident Dr. Hans-Albert Gehle.
Statt Physikum gibt es eine physikumsäquivalente Prüfung
Wie die Universität Bielefeld bekannt gibt, gliedert sich der Modellstudiengang in einen ersten Studienabschnitt mit sechs und einen zweiten mit vier Fachsemestern. Hinzu kommt das Praktische Jahr. Geplant ist anstelle des zentralen Physikums eine physikumsäquivalente Prüfung im ersten Studienabschnitt. Das Studium schließt regulär mit dem Staatsexamen nach Ärztlicher Approbationsordnung ab.
Die Genehmigung des Landes stellt eine zentrale rechtliche Grundlage für die Einrichtung des Modellstudiengangs dar. Im Rahmen des Modells können innovative Ausbildungskonzepte zur Verbesserung der ärztlichen Ausbildung erprobt werden.
Verknüpfung von wissenschaftlichen und praktischen Lehrinhalten
So kann bereits vor Inkrafttreten der reformierten Ärztlichen Approbationsordnung eine frühzeitige Verknüpfung von wissenschaftlichen und praktischen Lehrinhalten sowie eine Stärkung der wissenschaftlichen Ausbildung im Studium erfolgen. Im Sommer 2017 hatte die Landesregierung die Gründung der Medizinischen Fakultät in Ostwestfalen-Lippe beschlossen.
Das Curriculum sieht eine organ- und themenzentrierte Lehre entlang von Themenblöcken und longitudinalen Kursen vor. Hier sollen bereits ab dem ersten Fachsemester klinisch-theoretische und klinische Inhalte mit den Grundlagenfächern der Medizin verknüpft werden.
Angeboten wird zudem ein fakultativer Bachelortrack mit dem Abschluss „B. Sc. Interdisziplinäre medizinische Wissenschaften“, der nach dem ersten Studienabschnitt in einem zusätzlichen Fachsemester abgeschlossen werden kann. Der Bachelorgrad qualifiziert nicht zur Ausübung einer ärztlichen Tätigkeit, er soll eine fundierte wissenschaftliche Ausbildung vertiefen und die Stärkung von Interdisziplinarität in der Medizin fördern.
Das Curriculum wird aktuell gemeinsam mit mehr als 250 Ärztinnen und Ärzten aus der Region sowie Vertretern anderer Fakultäten der Universität Bielefeld gestaltet.