Impfpflicht: KZV und Kammer Sachsen warnen vor Praxisschließungen
Die beschlossene Impfpflicht führe unter Zahnmedizinern eher zu Reaktionen, sich „nicht umgehend impfen zu lassen, sondern den Beruf zu wechseln oder die Praxis zu schließen“, betonen der KZV-Vorsitzende Dr. Holger Weißig und Kammerpräsident Dr. Thomas Breyer in dem auf den 5. Januar datierten Brief .
Hintergrund dieser Aussagen ist eine aktuelle Umfrage der LZK Sachsen: Hiernach sind unter den teilnehmenden Praxen 25 Prozent der Zahnärzteschaft und 40 Prozent des Praxispersonals nicht geimpft. Bislang haben von 2.570 Zahnarztpraxen in Sachsen aber erst 487 Praxen an der Umfrage teilgenommen. Das entspricht einer Rücklaufquote von 19 Prozent. Die Umfrage ist nicht repräsentativ, da zu vermuten ist, dass viele die an der Umfrage teilgenommen haben, ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck bringen wollten, gibt Breyer zu Bedenken. Ebenso sei es möglich, dass auch Zahnarzthelferinnen geantwortet haben. Somit könnte das Gesamtergebnis anders aussehen.
Schließungen aufgrund von Kündigungen und ungeimpften Inhabern
Die Frage, ob die Zahnärzte bei der Umsetzung der gesetzlich verankerten Impfpflicht ab Mitte März „mit Kündigungen von ungeimpften Mitarbeitern oder einer deutlich eingeschränkten Tätigkeit“ rechnen, bejahten jeweils mehr als die Hälfte der Befragten. Von 273 Praxen geben 42 Prozent als Grund für eine vorzeitige Schließung Personalmangel an; 26 Prozent nennen einen ungeimpften Praxisinhaber.
Zentral sei in dem Zusammenhang die Frage der Sicherstellung der zahnärztlichen Versorgung der sächsischen Bevölkerung, vor allem im ländlichen Raum. In den nächsten fünf bis zehn Jahren drohe in einigen Regionen eine Unterversorgung, weil viele der dort tätigen Zahnärztinnen und Zahnärzte über 60 Jahre alt sind. Es bestehe die Gefahr, dass sich die Praxisinhaber durch die Impfpflicht überfordert fühlen und ihre Praxis früher als geplant aufgeben, geben Weißig und Breyer zu bedenken.
Diese Lücke könnten KZV und Kammer nicht schließen, da bereits in vielen Praxen Personalengpässe bestehen. Aus diesem Grund fordern sie Kretschmer dazu auf, zu handeln und sich des Themas anzunehmen.
Breyer und Weißig fordern eine allgemeine Impfpflicht
"Der Perspektive, sich der Impfung durch einen Wechsel in einen anderen Beruf zu entziehen, kann die Politik nur durch eine allgemeine Impfpflicht begegnen", heißt es in dem Brief. "Will sie diesen Schritt nicht gehen (der ohnehin kurzfristig erfolgen müsste, denn einmal abgewandertes Personal kommt wahrscheinlich auch nicht mehr zurück), dann erwarten wir eine differenzierte Beurteilung des Sachverhaltes, die uns die Sicherstellung der Versorgung weiterhin ermöglicht."