BioNTech-Impfstoff in den Startlöchern

Impfpläne der Bundesregierung nehmen Gestalt an

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Die Mainzer Biotech-Firma BioNTech will einen Zulassungsantrag für ihren SARS-CoV-2-Impfstoff stellen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn informierte heute über die Impf-Vorbereitungen in Deutschland.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat heute in einem Pressestatement über den Stand der Vorbereitungen der Bundesregierung zu einer Impfung gegen SARS-CoV-2 informiert. Er freue sich insbesondere darüber, dass eine deutsche Biotech-Firma als weltweit erstes Unternehmen einen Zulassungsantrag in Europa und in den USA für einen Impfstoff gegen das Coronavirus stellen wolle.

BioNTech will noch im November Zulassungsanträge stellen

Die Mainzer Firma BioNTech hatte zuvor angekündigt, gemeinsam mit ihrem Partner Pfizer noch im November Zulassungsanträge für den von BioNTech entwickelten Impfstoff bei den zuständigen Behörden in den USA und in der Europäischen Union zu stellen.

Spahn sprach von „ermutigenden Daten“, die man von Seiten der Impfstoffhersteller höre. Das Zulassungsverfahren werde im Unterschied zum üblichen Procedere in einem „rolling-review“-Prozess durchgeführt. Dabei reichten die Impfstoffentwickler bereits während der laufenden Impfstoffstudien Zwischenergebnisse an die Behörden ein, die dann bereits mit dem Bewertungsprozess beginnen können. Das sei allerdings nicht mit einem Absenken der Prüfstandards verbunden – die Prüfanforderungen an die Zulassung blieben die gleichen.

Regierung nennt fünf Prämissen für ihre Impfstrategie

Spahn erläuterte in seinem Pressestatement weiter die Vorbereitungen für die geplanten Impfungen in Deutschland. Für die Bundesregierung sind fünf Prämissen für die Planungen ihrer Impfstrategie tragend:

Man wolle in Abstimmung mit den europäischen Partnern abwarten, bis klinische Studien der Phase 3 verfügbar sind, um Wirkungen und Nebenwirkungen eines Impfstoffes „gut zu testen“.

Die Bundesregierung habe mehrere Technologien gefördert, da im Vorfeld nicht klar sein konnte, welche der Ansätze schließlich zum Erfolg führen werde.

Die Bundesregierung agiere nicht national allein, sondern gemeinsam mit den Mitgliedsstaaten der EU. Auch wirtschaftlich schwächere Mitgliedsstaaten sollen von den entsprechenden Verträgen mit Impfstoffherstellern profitieren.

Die Bundesregierung betont, dass die Impfung freiwillig sein wird.

Für die Zeit, in der es noch nicht ausreichend Impfstoff geben wird, müsse es zu Priorisierungen kommen.

Spahn hatte deshalb die Ständige Impfkommission (STIKO), den Deutschen Ethikrat und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina gebeten, zu den ethischen, rechtlichen und praktischen Rahmenbedingungen der geplanten Impfungen Stellung zu beziehen. Ein entsprechendes Positionspapier wurde heute veröffentlicht.

Risikogruppen sollen zuerst geschützt werden

Zuerst sollen laut Spahn „diejenigen geschützt werden, die das größte Risiko für einen schweren, schwersten oder auch tödlichen Verlauf haben“ und „diejenigen, die sich um diese Risikogruppen kümmern – insbesondere im Gesundheitswesen, in der Pflege“. Das Positionspapier von STIKO, Ethikrat und Leopoldina sei eine gute Grundlage für die weitere Diskussion und für noch zu treffende politische Entscheidungen, so Spahn.

Um die Priorisierungen umsetzen zu können, sollen 60 Impfzentren in den Ländern eingerichtet werden, die zentral vom Bundesgesundheitsministerium /BMG) beliefert werden. Dabei könnte die Verteilung eine logistische Herausforderung werden, da die Impfstoffe möglicherweise anspruchsvolle Lagerbedingungen erfordern, beispielsweise müsse eine Kühlkette mit Temperaturen von minus 60 bis 70 Grad Celsius sichergestellt werden.

In Arztpraxen soll zunächst nicht geimpft werden. Wer sofort geimpft wird und wer auf einen späteren Termin warten muss, liegt nach Auskunft von Spahn in der Zuständigkeit der Behörden vor Ort. Die Frage, welche Menge Impfstoff wann zur Verfügung stehen wird, könne heute noch nicht beantwortet werden. Spahn rechnet mit dem ersten Quartal 2021.

Darüber hinaus wünscht sich Spahn eine breite gesellschaftliche Diskussion über die Frage, wer zuerst geimpft werden soll. Nur so sei eine hohe Akzeptanz bei den Bürgern erreichbar.

Keine Impfpflicht für Angehörige des Gesundheitswesens

Angesprochen auf die Frage, ob nicht Arbeitgeber aus dem Gesundheitsbereich eine Impfung einfordern könnten, antwortete Spahn: „Wir setzen auf eine freiwillige Impfung. Das gilt auch für die Beschäftigten im Gesundheitswesen.“ Dennoch ließ Spahn sein Unverständnis beispielsweise darüber durchblicken, „dass das medizinische Personal [in den letzten Jahren] sich nur zu einem Drittel hat Grippeschutzimpfen lassen“. Darum werde das BMG in einer Informationskampagne die Mitarbeiter des Gesundheitswesens adressieren und für eine freiwillige Impfung werben.

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