In ärmeren Regionen gibt es mehr Antibiotika-Resistenzen
Antimikrobielle Resistenzen, die die Behandlung von Infektionen erschweren, sind weltweit eine wachsende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit, heißt es in der Studie. In Deutschland gehören antimikrobielle Resistenzen demnach zu den Top 10 der Todesursachen, insbesondere aufgrund von Infektionen mit Meticillin-resistenten Staphylococcus-aureus-Bakterien (MRSA) und Carbapenem-resistenten Enterobacterales (CRE). Solche Infektionen sind nur schwer zu behandeln, da herkömmliche Antibiotika nicht mehr auf die resistenten Keime ansprechen.
Die Studie wertete die Zahl der gemeldeten antibiotikaresistenten Infektionen in den 401 Kreisen und kreisfreien Städten Deutschlands zwischen 2010 und 2019 aus. Dabei zeigte sich, dass Menschen, die in einem wirtschaftlich schwachen Landkreis in Deutschland leben, ein höheres Risiko für eine MRSA-Infektion haben als Menschen in wirtschaftlich starken Kreisen.
Sozioökonomische Unterschiede spielen eine wesentliche Rolle
Etwa die Hälfte aller MRSA-Fälle entfiel dabei auf die wirtschaftlich schwächsten und zweitschwächsten Regionen der Republik. Dieser Trend war in Großstädten und in dünn besiedelten ländlichen Gebieten am stärksten ausgeprägt. Keinen solchen klaren Zusammenhang stellten die Forscher hingegen bei CRE-Infektionen fest.
Gesundheitliche Ungleichheiten zwischen armen und reichen Regionen seien in Deutschland für Gesundheitsverhalten, Lebenserwartung, Krebsrisiko und einige Infektionskrankheiten belegt, schreiben die RKI-Wissenschaftler. Bislang fehlte aber eine Untersuchung, wieweit auch antimikrobielle Resistenzen mit Einkommensungleichheit in Verbindung stehen.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sozioökonomische Unterschiede eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung antibiotikaresistenter Erreger spielen, wobei das Ausmaß dieser Rolle je nach Urbanisierungsgrad unterschiedlich ist“, resümieren die Forschenden. Um die Überwachung, Prävention und Eindämmung der Ausbreitung antibiotikaresistenter Erreger zu verbessern, seien maßgeschneiderte Interventionen, die sowohl den Urbanisierungsgrad als auch sozioökonomische Faktoren berücksichtigen, unerlässlich.