Erste Daten zu Effekten der HPV-Impfung in Deutschland

Inzidenz in impfberechtigten Altersgruppen nimmt ab

br
Zahnmedizin
Die HPV-Impfung ist die bislang einzige gegen Krebserkrankungen wirksame Impfung. Nach der Einführung im Jahre 2007 gibt es nun auch in Deutschland erstmals Hinweise auf deren Wirksamkeit auf Bevölkerungsebene.

In vielen Ländern wurde nach Einführung der HPV-Impfung ein stabiler oder rückläufiger Trend der Zervixkarzinominzidenz beobachtet – Studien dazu liegen aus Norwegen, Schweden, Großbritannien und den USA vor. In Japan werden steigende Trends registriert – auch hier wird die HPV-Impfung angeboten, die Impfquote liegt jedoch unter ein Prozent. In Deutschland liegen die Impfquoten bei Mädchen knapp über 50 Prozent, bei Jungen unter 20 Prozent.

Die Daten sind allerdings Schätzwerte, da es in Deutschland kein verpflichtendes Impfregister gibt, das präzise Zahlen liefern könnte. Eine Lübecker Arbeitsgruppe hat jetzt die Krebsinzidenzraten für Deutschland untersucht und kann im Gleichklang mit den internationalen Daten für diese Impfquoten positive Effekte der Impfung zeigen.

Das Zervixkarzinom im Fokus

Der Studie lagen Daten des Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD) aus den Landeskrebsregistern zu neu diagnostizierten HPV-assoziierten Zervixkarzinomen zwischen 2004 und 2018 zugrunde. Untersucht werden konnte ein Zeitraum von elf Jahren nach Einführung der Impfung 2007. Mögliche Impfwirkungen können hier also nur in der Altersgruppe bis 26 Jahre sichtbar werden. Da in diesem Alterssegment die Inzidenz HPV-assoziierter Tumoren mit Ausnahme des Zervixkarzinoms gering ist, lag der Schwerpunkt der Analysen auf dieser Entität, schreiben die Studienautoren.

Eine französische Arbeitsgruppe hatte bereits 2019 in der Auswertung internationaler Daten eine inverse Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen der Höhe der Impfrate und den HPV-Infektionen zeigen können. „Länder mit einer Impfrate von mindestens 50 Prozent erzielten demnach eine deutlich höhere Reduktion der HPV-assoziierten Infektionen“ schreiben die Lübecker Autoren und ergänzen: „In Deutschland wurde eine Impfrate von 51 Prozent (vollständig geimpfte 15-jährige Mädchen) erst im Jahr 2020 erreicht."

Eine Trendumkehr ist erkennbar

Die Daten zeigen mit Ausnahme der jüngsten Altersgruppe (18–20 Jahre) zunächst einen Anstieg der Zervixkarzinominzidenz, gefolgt von einer Trendumkehr: "n den Altersgruppen mit impfberechtigten Frauen ist ein Rückgang der Inzidenz von bis zu 15 Prozent pro Jahr zu beobachten. Bei den invasiven Karzinomen ist eine Trendumkehr in den betrachteten Altersgruppen noch nicht sicher erkennbar. Die Fallzahlen für invasive Karzinome sind in den jüngeren Altersgruppen sehr niedrig, sodass frühe Trends aufgrund von Zufallsschwankungen schwer zu ermitteln sind. Hier sind weitere Geburtskohorten und ein längerer Beobachtungszeitraum erforderlich.“

Grieger P, Eisemann N, Hammersen F, Rudolph C, Katalinic A, Waldmann A. Initial Evidence of a Possible Effect of HPV Vaccination on Cancer Incidence in Germany—Focus on Cervical Cancer. Dtsch Arztebl Int. 2024 Jun 28;(Forthcoming):arztebl.m2024.0062. doi: 10.3238/arztebl.m2024.0062. Epub ahead of print. PMID: 38652841.

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