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Analyse der apoBank

Jede fünfte Apothekengründung kostet mehr als eine Million Euro

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Praxis
Die durchschnittlichen Gesamtinvestitionen für die Apothekengründerinnen und -gründer, die die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) 2024 begleitet hat, sind binnen eines Jahres so stark gestiegen wie noch nie zuvor.

Der Trend setzt sich demnach fort: Wer als Apotheker oder Apothekerin gründet, entscheidet sich mehrheitlich für eine Übernahme. Und die erstmalige Übernahme einer Apotheke lag im vergangenen Jahr mit 811.000 Euro an Gesamtinvestitionen durchschnittlich 14 Prozent höher als noch 2023. Die Spannbreite der Übernahmepreise bleibt laut apoBank allerdings nach wie vor groß.

Großer Zuwachs bei hochpreisigen Gründungen

„Diese Steigerung ist maßgeblich durch den deutlichen Zuwachs bei den hochpreisigen Apothekengründungen zu erklären“, berichtet Nicole Wortmann, Leiterin des Bereichs Gesundheitsmarkt bei der apoBank. „Insgesamt sind Existenzgründungen vor allem im unteren und im hohen Preissegment stark vertreten, so dass Durchschnittskaufpreise nur eine tendenzielle Aussagekraft haben.“

So gab zwar jeder zehnte Existenzgründer nur 50.000 Euro oder weniger für eine Übernahme aus, jeder fünfte dagegen eine Million Euro oder mehr. In die Übernahme und Ausstattung einer Filialapotheke flossen im Schnitt 722.000 Euro. Wer einen Apothekenverbund kaufte, zahlte für Übernahme, Warenlager, Investitionen und Betriebsmittel durchschnittlich 1,7 Millionen Euro.

Die OHG wird immer beliebter

Nach wie vor gründet die Mehrheit der Apothekerinnen und Apotheker allein. Auch 2024 macht die erstmalige Übernahme einer Apotheke mit 58 Prozent wieder den größten Anteil der Gründungen aus. Knapp ein Drittel ging auf Filialgründungen zurück. Die Analyse zeigt auch, dass die Offene Handelsgesellschaft (OHG) bei Gründern inzwischen sehr beliebt ist.

Noch im Jahr 2020 entschieden sich nur fünf Prozent der Apothekerinnen und Apotheker für diese Form der gemeinschaftlichen Berufsausübung. 2024 ist der Anteil der OHGs erstmals auf zehn Prozent angewachsen. Damit hat er sich binnen weniger Jahre trotz Schwankungen verdoppelt. Dabei wurde jede vierte Apothekenübernahme in einem Verbund mit weiteren Apotheken gekauft. Der Großteil bestand dabei aus zwei Apotheken.

Frauen überholen Männer bei Gesamtinvestitionen

Ein überraschendes Ergebnis: 2024 waren Frauen bei den Übernahmen hochpreisiger Apotheken stark vertreten – im Schnitt investierten sie erstmals höhere Summen als ihre männlichen Kollegen. Tendenziell ist die Bereitschaft von Apothekerinnen, sich selbstständig zu machen, aber seit einigen Jahren leicht rückläufig. Obwohl ihr Anteil an den approbierten Angestellten über 80 Prozent beträgt, war 2024 nur knapp die Hälfte der Apothekengründer weiblich.

„Diejenigen, die sich eine Gründung zutrauen, gehen das Thema aber sehr unternehmerisch an“, sagt Wortmann. „Im vergangenen Jahr haben sich gerade unter den Frauen viele für hochpreisige Übernahmen entschieden, so dass sie bei den Gesamtinvestitionen jetzt über denen der Männer liegen.“ 835.000 Euro zahlten Gründerinnen im Schnitt für ihre Einzel- beziehungsweise Hauptapotheke, während bei ihren männlichen Kollegen der Betrag mit durchschnittlich 791.000 Euro stagnierte beziehungsweise sogar leicht rückläufig war.

Männer gründen jünger

Anders als Apothekerinnen gründeten Männer im Schnitt früher. Fast drei Viertel der männlichen Gründer war 2024 unter 40 Jahre. Frauen dagegen machten sich im Durchschnitt zwei Jahre später als Männer selbstständig – und stellten einen höheren Anteil der Gründer ab 50.

Auch im Falle von Filialen investierten Apothekerinnen tendenziell später in ihrer Karriere als Apotheker, wobei ohnehin der Großteil der Filialgründungen von Männern stattfand. Die beliebteste Lebensphase für den Start in die Selbstständigkeit bleibt bei beiden Geschlechtern zwischen dem 31. und dem 40. Lebensjahr.

Wie sich das Existenzgründungsverhalten in den kommenden Jahren entwickelt, ist Wortmann zufolge stark von den Weichenstellungen der Politik abhängig: Wer so hohe Beträge investiert wie viele Apothekerinnen und Apotheker, benötige dringend Klarheit über die künftigen Rahmenbedingungen sowie eine nachhaltige finanzielle Stärkung.

Die Analyse basiert auf einer Stichprobe von rund 370 Apothekengründungen, die die apoBank 2024 begleitet hat. Die Daten wurden anonymisiert von der apoBank ausgewertet.

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