Medizin

Jede Zelle hat ihre eigene Uhr

Christine Vetter
Nachrichten
Die innere Uhr ist der Grund dafür, dass sich viele physiologische Prozesse im Organismus immer gleich verhalten. Hell und Dunkel steuern nicht nur den Menschen, sondern auch andere Lebewesen.

Die 24-Stunden-Variation von Physiologie und Verhalten ist wahrscheinlich das evolutionäre Ergebnis der Erdrotation, erläuterten Wissenschaftler beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin in Köln.

Der konstante 24-Stunden-Wechsel von Licht und Dunkelheit und damit verbunden mit Warm und Kalt hat bei allen Lebewesen zur Entwicklung eines Systems an inneren Uhren geführt, die diesen Wechsel vorhersehen. „Vom Einzeller bis zum Säugetier und zum Menschen haben sich Mechanismen entwickelt, die Ähnlichkeiten aufweisen, wie sie in keinem anderen biologischen System zu finden sind", berichtete Dr. Dieter Kunz aus Berlin.

In jeder Zelle steckt ein eigenes Uhrwerk

Vor rund 40 Jahren war der Befund, dass der Mensch ein System innerer Uhren besitzt, nach seinen Angaben eine Sensation. Inzwischen gibt es viele weitere Erkenntnisse: Heute weiß man, dass praktisch in jeder einzelnen Zelle die individuelle 24-Stunden-Information enthalten ist. So exprimieren etwa zehn Prozent aller Gene die Proteine im 24-Stunden-Rhythmus.

Dementsprechend hat jedes einzelne System - ob Niere, Leber, Haut, Herz, Drüsen oder Nervensystem - einen eigenen 24-Stunden-Rhythmus. Die Rhythmen verlaufen aber nicht parallel. Vielmehr leistet jedes einzelne System - einem mathematischen Chaos gleich-  zu einem bestimmten Zeitpunkt seinen Beitrag zur Rhythmik. Deshalb funktioniert der menschliche Körper nachts völlig anders als tagsüber.

Der Flug um die Welt stört das innere Gleichgewicht

Störungen im System kennt laut Kunz jeder, der Zeitverschiebungen erlebt, sei es als Wechsel von der Sommer- auf die Winterzeit oder im Zusammenhang mit einem Transkontinentalflug. Die Folgen sind Symptome wie Kopfschmerz, Müdigkeit, Schlafstörungen und Verdauungsstörungen. Vergleichbare Beschwerden entwickeln zudem Menschen, die längere Zeit als Schichtarbeiter tätig sind. „Die Symptome sind allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Sie sind Ausdruck eines Nicht-Funktionierens des Systems der inneren Uhren", so Kunz.

Einem Schweizer Uhrwerk gleich, in das Sand geschüttet wird, knirscht es bei Zeitverschiebungen seinen Worten zufolge regelrecht im Getriebe, was der Entwicklung von Erkrankungen in allen Bereichen des Körpers den Weg bahnen kann. 

     

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