Gesundheitsreport 2023 der Techniker Krankenkasse (TK)

Jeder dritte Studierende ist Burnout-gefährdet

pr
Deutschlands Studierende sind stark belastet – durch Prüfungsdruck, Zukunftsängste, finanzielle Sorgen und die Pandemieauswirkungen. Besonders der psychische Druck ist gestiegen, so der TK-Gesundheitsreport.

Deutschlands Studierende fühlen sich stark belastet. Die Coronapandemie, steigende Lebenshaltungskosten, Prüfungsdruck und Zukunftsängste hinterlassen ihre Spuren, wie aus dem neuen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse 2023 hervorgeht. Besonders die psychische Belastung habe im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie deutlich zugenommen. Wie aus dem TK-Gesundheitsreport 2023 hervorgeht, ist mehr als jede und jeder dritte Studierende Burnout-gefährdet.

Mehr Kopf- und Rückenschmerzen und Schlafprobleme

„Die Studierenden von heute sind die Führungskräfte von morgen“, sagte Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK, auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung des Reports heute in Berlin. Die Studie zeige, dass sich die Gesundheit der Studierenden deutlich verschlechtert habe und jetzt auf dem Niveau aller Erwachsenen liege.

Für den Report hatte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Januar 2023 im Auftrag der TK 1.000 Studierende ab 18 Jahren zu ihrer Gesundheit befragt. 68 Prozent der Befragten geben an, aktuell oder in den letzten zwölf Monaten durch Stress erschöpft zu sein (2015: 44 Prozent), 59 Prozent klagen über Kopfschmerzen (2015: 47 Prozent), 55 Prozent sind von Rückenschmerzen betroffen (2015: 40 Prozent), 53 Prozent leiden unter Konzentrationsstörungen (2015: 21 Prozent) und 43 Prozent haben Schlafprobleme (2015: 27 Prozent).

In der Gesamtschau zeige sich, so Prof. Bertolt Meyer von der TU Chemnitz, dass sich 37 Prozent der Studierenden stark emotional erschöpft fühlen, besonders Frauen sind mit 44 Prozent stark betroffen. Meyer hatte die Befragung für die TK ausgewertet. Bei einer vergleichbaren Studie von 2017 habe der Wert für die Studierenden insgesamt noch bei 25 Prozent gelegen. Permanenter Stress und häufige Belastungen könnten auf Dauer zu Burnout führen, so Meyer vor der Presse. Vor allem emotionale Erschöpfung gehöre zu den Leitsymptomen für drohenden Burnout.

Besonders betroffen von hoher emotionaler Erschöpfung sind laut TK-Report die Studierenden der Sprach- und Kulturwissenschaften (56 Prozent), gefolgt von den angehenden Juristinnen und Juristen (44 Prozent), der Gruppe der Fachbereiche Medizin, Gesundheitswissenschaften und Psychologie sowie der Gruppe der Geistes- und Sozialwissenschaften und Pädagogik (jeweils 40 Prozent). Am wenigsten belastet fühlen sich laut Report Studierende von Kunst und Kunstwissenschaften (26 Prozent). Begründungen für die Unterschiede in den Fächern führt der Report nicht auf. Insgesamt fielen aber die Fächerunterschiede hinsichtlich der emotionalen Erschöpfung gering aus, heißt es in dem Report.

Studierende erhalten häufiger Antidepressiva als gleichaltrige Erwerbspersonen

Dass die psychische Belastung der Studierenden zugenommen hat, lässt sich auch anhand der Auswertungen der Arzneimittelverordnungen bei TK-versicherten Studierenden im Alter zwischen 20 und 34 Jahren belegen. So machte Dr. Thomas Grobe, aQua-Institut für angewandte Wissenschaften, deutlich, dass der Anteil der Studierenden, die Antidepressiva verordnet bekommen haben, von 2019 auf 2022 um 30 Prozent gestiegen sei. Damit erhielten Studierende deutlich häufiger Antidepressiva als gleichaltrige Erwerbspersonen.

Bei männlichen Studierenden habe die Verordnungsrate um 18 Prozent zugenommen, bei weiblichen sogar um 38 Prozent. Für den Gesundheitsreport 2023 wertete die TK die Krankschreibungen der 5,6 Millionen bei der TK versicherten Erwerbspersonen aus. Für das Schwerpunktthema „Gesundheit Studierender“ wurden zudem die Arzneimittelverordnungen sowie ambulante Diagnosedaten von Studierenden in den Jahren 2006 bis 2022 ausgewertet.

Zu den Hauptbelastungsfaktoren der Studierenden gehören nach Angaben des Reports Prüfungen (51 Prozent), Mehrfachbelastung durch Studium und nebenbei arbeiten (33 Prozent), Angst vor schlechten Noten (28 Prozent), schwieriger oder umfangreicher Lernstoff (28 Prozent) sowie finanzielle Sorgen (23 Prozent). Auch die coronabedingten Einschränkungen im Studium und im Alltag wirken nach. 35 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich durch die Folgen der Pandemie belastet fühlen.

Digitale Lehre grundsätzlich positiv beurteilt

Hingegen erklären nur 10 Prozent, dass das digitale Studium eine Belastung für sie sei. „Während der Pandemie mussten die Hochschulen innerhalb kurzer Zeit auf die digitale Lehre umstellen“, erläutert Meyer. „Obwohl die Studierenden die digitale Lehre grundsätzlich positiv beurteilen, zeigt die Befragung, dass die Studentinnen und Studenten doch sehr unter den Begleiterscheinungen leiden, dazu zählen etwa fehlende Sozialkontakte, weniger Bewegung, lange Bildschirmzeiten und Einsamkeit.“

Zu den Hauptentspannungsstrategien der Studierenden gehören Treffen mit Freunden oder der Familie (90 Prozent), Spazierengehen (82 Prozent) und Sport treiben (73 Prozent). 28 Prozent nutzen Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Yoga, um runterzukommen. 2015 waren es noch 16 Prozent. Alkohol und Nikotin zum Stressabbau scheinen hingegen rückläufig. Auch wenn immer noch ein Viertel (25 Prozent) der Befragten angibt, Alkohol zu trinken, um Stress abzubauen, sind das deutlich weniger als 2015 (39 Prozent). 12 Prozent (2015: 17 Prozent) der Befragten rauchen, um sich zu beruhigen. Mit 7 Prozent ist der Wert der Befragten, die Cannabis zur Entspannung konsumieren, im Vergleich zu 2015 in etwa gleichgeblieben (6 Prozent).

TK: Hochschulen sollten in Gesundheit investieren.

Die Techniker Krankenkasse fordert die Hochschulen dringend dazu auf, in die Gesundheit der Studierenden zu investieren. Dies könne etwa ein gezieltes studentisches Gesundheitsmanagement sein. Lösungen könnten etwa auch ein bewegungsfreundlicher Campus bieten oder die bessere Organisation von Prüfungsphasen. Ein Stressreduktionskurs reiche da nicht aus.

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