Bundesamt für Strahlenschutz und ABDA

Jodtabletten: Experten raten von Einnahme ab

ck/pm
Gesellschaft
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) raten von einer selbstständigen Einnahme von Jodtabletten dringend ab.

Die Einnahme der hochdosierten Tabletten schütze ausschließlich vor der Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse, nicht vor der Wirkung anderer radioaktiver Stoffe, teilt das BfS mit. Eine Selbstmedikation berge erhebliche gesundheitliche Risiken, habe aktuell aber keinen Nutzen.

"Radioaktives Jod hat eine Halbwertszeit von wenigen Tagen. Das bei dem Reaktorunfall von Tschernobyl vor über 35 Jahren freigesetzte Jod ist mittlerweile vollständig zerfallen und kann deshalb nicht mit dem Wind nach Deutschland transportiert werden", betonen die BfS-Fachleute.

Jodtabletten: Die Dosierung ist bis zu 1.000.mal höher als tägliche Zufuhr

  • Die für den Katastrophenschutz zuständigen Behörden haben 189,5 Millionen hochdosierte Kaliumiodidtabletten (Jodtabletten) bevorratet, um diese bei Bedarf an die Bevölkerung auszugeben. Die Tabletten dürfen erst nach Aufforderung durch die Behörden eingenommen werden. Die Einnahme von Jodtabletten schützt ausschließlich vor der Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse, nicht vor der Wirkung anderer radioaktiver Stoffe, wie z. B. Caesium 137, Strontium 90 oder Plutonium.

  • Durch die Einnahme von Jod in hoher Dosierung kann die Speicherung von radioaktivem Jod verhindert werden. Die Dosis für Jugendliche ab 13 Jahren und Erwachsenen bis 45 Jahre beträgt in der Regel einmalig 130 Milligramm Kaliumiodid, entsprechend 100 Milligramm Jod. Diese Dosierung unterscheidet sich um mehrere Zehnerpotenzen von der Dosierung zur Jodsubstitution (0,1 – 0,2 Milligramm täglich) beziehungsweise um etwa das 100- bis 1.000-Fache der normalen täglichen Jod-Zufuhr mit der Nahrung. Eine Notfall-Einnahme von hochdosiertem Jod für Erwachsene über 45 Jahren wird nicht empfohlen.

  • Radioaktives Jod habe die gleichen chemischen und biologischen Eigenschaften wie das Jod in der Nahrung. Es wird in gleicher Weise in der Schilddrüse gespeichert und kann Schilddrüsenkrebs hervorrufen. Kinder sind besonders gefährdet.

Quelle: BfS/ABDA

Auch die Apotheker raten von der selbstständigen Einnahme der Tabletten ab, bekräftigt Prof. Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK).

Derzeit gebe es in Deutschland keine rationale Begründung für die Einnahme hochdosierter Jod-Präparate aufgrund der Situation in der Ukraine, da keine Belastung durch radioaktives Jod gegeben ist. Aufgrund der Entfernung zur Ukraine sei auch nicht damit zu rechnen, dass eine Einnahme von Jodtabletten erforderlich werden könnte.

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