Kaum Beratung für Verfolgte des DDR-Systems
Der Leiter des Instituts für Diktatur-Folgen-Beratung, Thomas Hoppe, sagte am Dienstag in Magdeburg: "Man kennt die Besonderheiten des Lebens in der DDR nicht und hat Schwierigkeiten, sich einzufühlen." Es gebe in der Regel keine Ansprechpartner vor Ort. Ziel sei, ein Netzwerk auch mit Beratern etwa in Niedersachsen oder Bayern zu etablieren. In den östlichen Bundesländern gebe es sieben Anlaufstellen für Betroffene, in denen im Lauf der vergangenen zehn Jahre rund 500 Menschen Hilfe gefunden hätten.
Am ehemaligen deutsch-deutschen Grenzübergang Marienborn waren am Dienstag rund 30 Experten zu einem Fachtag zusammengekommen, der sich mit den Auswirkungen von Traumatisierungen durch politische Verfolgung in der DDR beschäftigte.
Zerstörte Persönlichkeiten
Traumatisierungen haben laut Hoppe vielfach Folgen für das Berufsleben der ehemals Verfolgten - auch nach der Wende noch. Oft sei die Persönlichkeit der Betroffenen zerstört. Sie hätten das Vertrauen in ihre Umwelt verloren. Auch der Systemwechsel habe es nicht wiederhergestellen können, betonte Hoppe. Seelische und körperliche Erkrankungen seien die Folge. Eine Studie habe gezeigt, dass es rund 50.000 Betroffene gibt.
Ein Redeangebot
Schon mit Kurzzeitberatungen von bis zu sieben Sitzungen könne in vielen Fällen zumindest nachhaltig lindernd geholfen werden. "Es braucht nicht jeder, der solche Erfahrungen in sich trägt, eine Therapie." Viele bräuchten einfach die Möglichkeit, über das Geschehene reden zu können. In der eigenen Familie werde in der Regel dazu geschwiegen.
Hoppe betonte, dass das Beratungsangebot derzeit von den beiden großen Kirchen getragen werde. Es gehe darum, es zu erhalten und möglichst auf den Westen Deutschlands auszuweiten. Dort lebten ehemalige DDR-Bürger, die etwa vor der Wende zwangsausgesiedelt wurden, aber auch solche, die nach 1989 umgezogen seien.