KBV fordert Aufschub von eAU und eRezept bis mindestens Juli 2022
KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel fordert, die Einführung des eRezepts und der eAU zu verschieben. Die ersten Erfahrungen aus Tests zeigten, dass es mit den Anwendungen nicht zum Jahresanfang funktionieren werde, sagte Kriedel in einem Video-Interview. Notwendig sei ein Aufschub bis mindestens 1. Juli 2022.
Kriedel befürchtet, dass es ansonsten in vielen Fällen zu Problemen oder sogar zu Chaos führen könne, weil nicht alle der vielen technischen Komponenten und organisatorischen Anpassungen ausreichend getestet seien. Die Einführungstermine müssten später kommen, um ausreichend testen zu können, ob alle Produkte auch hundertprozentig funktionieren.
"Den Praxen muss Zeit eingeräumt werden"
Den Praxen müsse Zeit eingeräumt werden, ihre Arbeitsprozesse auf die neuen digitalen Arbeitswege hin einzurichten. Kriedel betonte, das dauere mindestens sechs Monate, besser noch ein ganzes Jahr.
Nach Angaben des KBV-Vorstandsmitglieds gibt es über 100 Anbieter von Praxisverwaltungssystemen, über 100 Krankenkassen, Konnektoren mehrerer Hersteller und zahlreiche KIM-Anbieter. Bis zum Jahresende können aus seiner Sicht vielleicht lediglich die einzelnen technischen Produkte für sich genommen funktionieren. Aber das Zusammenwirken, sei noch nicht getestet, erklärte er. Das werde zum 1. Januar noch nicht laufen.
"Die KBV steht zur Digitalisierung"
Kriedel verwies auf das kürzlich veröffentlichte Moratorium der KBV. Die KBV stehe zur Digitalisierung, sei aber der Auffassung, die Termine müssten verschoben werden, weil die Produkte nicht ausgereift seien. Das werde manchmal in der Politik und von manchen Beteiligten falsch verstanden, „als ob wir einen Stopp der Digitalisierung fordern". Die KBV hatte sich für ein einjähriges Moratorium bei eAU und eRezept ausgesprochen. Die neue Leitfrage müsse lauten: „Was ist gut für die Versorgung der Patienten und erleichtert gleichzeitig die Arbeit für die Praxen?“