KBV warnt: Praxisübernahme wird immer unattraktiver
Kurz vor Ablauf der parlamentarischen Sommerpause hat der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) eindringlich vor den Folgen der aktuellen Gesetzgebung im Gesundheitswesen gewarnt. In einem Schreiben an die Abgeordneten des Deutschen Bundestags formulierte er seine Appelle. Die Nähe der mehr als 100.000 ärztlichen und psychotherapeutischen Praxen zu ihren Patienten sei als Folge gleich mehrerer gesundheitspolitischer Gesetze in Gefahr, heißt es dort.
Nach der Sommerpause lägen zahlreiche Entscheidungen darüber mit in den Händen der Abgeordneten, ob die ärztlichen Praxen auch in Zukunft noch die Menschen im Land so verlässlich versorgen können, wie diese es gewohnt seien, argumentierte der KBV-Vorstand. Der Entwurf für ein Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz werde in seiner jetzigen Form nicht seinem Namen gerecht. Auch die Entwürfe für das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz oder das Notfallgesetz würden die Versorgung nicht stärken, sondern sogar schwächen.
Drohende Gefahr auch für die zahnärztliche Versorgung
Auch die Zahnärzteschaft warnt vor drohenden Folgen der Gesundheitspolitik für die zahnärztliche Versorgung. So hat die Niederlassung in der eigenen Zahnarztpraxis offenbar stark an Attraktivität verloren, wie aus einer kürzlich veröffentlichten repräsentativen Online-Befragung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) mit der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) hervorgeht. Grund für die hohe Unzufriedenheit sind demnach vor allem die aktuellen Rahmenbedingungen: eine überbordende Bürokratie, eine praxisferne Digitalisierung und der Fachkräftemangel. Auf dem Protesttag der Zahnärzteschaft am 18. Juni hatten Zahnärztinnen und Zahnärzte mit ihren Teams bundesweit in vielen Kammer- und KZV-Bereichen ihre heftige Kritik gegen die aktuelle Gesundheitspolitik vorgebracht. Auf der letzten Vertreterversammlung der KZBV in Frankfurt/Main positionierten sich Ärzte-, Zahnärzte- und Apothekerschaft in einer gemeinsamen Erklärung gegen die aktuelle Gesundheitspolitik.
Keines dieser Gesetze schaffe mehr Arztzeit, geschweige denn mehr Ärztinnen und Ärzte, heißt es weiter. Stattdessen machten die Pläne die Gründung, Übernahme und den Betrieb einer Praxis noch unattraktiver. Auch würden der medizinischen Fortschritt sowie die Evidenz ignoriert, „die hierzulande und international klar für eine weitere Ambulantisierung sprechen“, formuliert der Vorstand in dem Brief. Eine echte Strukturreform der Krankenhäuser sei nur gemeinsam mit einer Stärkung der ambulanten Versorgung möglich. Ohne Praxen „um die Ecke“ gehe ein unverzichtbarer Baustein für den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft verloren.