Streit in den Niederlanden

Kinderkaries - Krankenkassen informieren Eltern nicht über Leistungskatalog

mg/pm
Eine halbe Million Kinder gehen in den Niederlanden nicht zum Zahnarzt, kritisierte der dortige Zahnarztverband Associatie Nederlandse Tandartsen (ANT). Schuld daran sind laut ANT vor allem auch die Krankenkassen.

Die ANT kritisiert in einem offenen Brief an den für Medizinische Versorgung zuständigen Minister Bruno Bruins, dass die Krankenkassen ihre Sorgfaltspflicht verletzen, weil sie die Eltern nicht aktiv auf den Anspruch auf Erstattung aus der Grundversicherung hinweisen.

Mundpflege wird erstattet, aber darauf weisen die Kassen die Eltern nicht hin

Die Zahnarztorganisation hatte 2018 einen Großteil der Kassen vergeblich darum gebeten, Eltern darüber aufzuklären, dass die Mundpflege ihrer minderjährigen Kinder eine im Basistarif mitversicherte Leistung ist. Denn im Unterschied zu Zahnärzten sei es den Krankenkassen leicht möglich, die betroffenen Kinder über die Eltern zu erreichen, schreibt die ANT.

Die Anregung des Verbands hatte mit der DSW jedoch nur eine Krankenkasse aufgenommen. "Wir appellieren daher an den Minister, die anderen Versicherer aufzufordern, dem guten Beispiel der DSW zu folgen", wird ANT-Vizepräsident Ravin Raktoe zitiert.

Der Minister soll die Versicherer einnorden

DSW hatte in einer Testregion Eltern von Kindern angeschrieben, die nicht zum Zahnarzt gegangen waren sie auf ihren Anspruch im Rahmen der Grundversicherung hingewiesen. Mit Erfolg: Insgesamt 43 Prozent der angeschriebenen Eltern vereinbarten einen Termin für ihr Kind. "Ob dies aufgrund unseres Schreibens geschah, ist nicht weiter untersucht worden, erscheint aber plausibel", sagte ein Sprecher der Krankenkasse. Die Ergebnisse seien in jedem Fall so ermutigend, dass das Experiment auf weitere Bezirke ausgeweitet werden soll.

Auch die Königliche Niederländische Gesellschaft zur Förderung der Zahnmedizin (Koninklijke Nederlandse Maatschappij tot bevordering der Tandheelkunde, KNMT) ist mit den Ergebnissen des Pilotprojekts zufrieden und begrüßt die Initiative.

Nach Aussagen der niederländischen Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung (Nederlandse Organisatie voor toegepast-natuurwetenschappelijk onderzoek, kurz TNO) gibt es in den Niederlanden kein festes System zur Kontrolle der Mundgesundheit.

Die Untersuchung der TNO wird im Sechsjahres-Rhythmus durchgeführt und unterscheidet zwischen jungen Menschen mit einem niedrigen und einem hohen sozioökonomischen Status. Ausschlaggebend dafür ist das Bildungsniveau: für Fünf- und Elfjährige das der Mutter, für 17- und 23-Jährige das eigene Bildungsniveau.

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